# taz.de -- Moschee-Schließung ruft Kritik hervor | |
> Schließung des Islamischen Zentrums Hamburg nehme Gläubigen einen | |
> Schutzort, sagt pro-palästinensische Gruppe | |
Von Mika Backhaus | |
Die pro-palästinensische Gruppe Thawra hat die Schließung des | |
Islamistischen Zentrums Hamburg (IZH) kritisiert. Thawra ist vor allem | |
durch die Organisation pro-palästinensischer Demonstrationen und des | |
Palästina-Camps nahe der Hamburger Uni bekannt, das gerade um weitere vier | |
Wochen verlängert wurde. | |
Thawra versteht sich selbst als politisch links und hat anderen linken | |
Gruppen in Hamburg mehrfach blinde Solidarität mit Israel und | |
antimuslimischen Rassismus sowie „white supremacy“ (auf deutsch: weiße | |
Vorherrschaft) vorgeworfen. Vor allem mit der Roten Flora, die Thawra als | |
antideutsche Hochburg betrachtet, und den dort aktiven Gruppen gibt es | |
immer wieder Streit. | |
Ihre Kritik an der IZH-Schließung verbreitete Thawra über das soziale | |
Netzwerk Instagram. In der Instagram-Story, die mittlerweile nicht mehr | |
einsehbar ist, riefen die Aktivist*innen unter anderem zum Gebet vor | |
der geschlossenen Blauen Moschee auf. Muslim*innen sei ein Gotteshaus | |
und Schutzort genommen worden, kritisierten sie. Der muslimischen | |
Minderheit, die unter anderem in Hanau, Christchurch und Utoya Opfer | |
rassistischer Gewalt geworden sei, fehle nun ein Ort zum „Zusammenkommen | |
und zum Heilen“. Die Gruppe prangerte außerdem an, dass der Vorwurf des | |
Islamismus und Antisemitismus, der seit Jahren immer wieder gegen das IZH | |
erhoben wurde, ein Mechanismus der scheinheiligen deutschen | |
„Wiedergutmachungspolitik“ sei, bei der „deutscher Antisemitismus“ auf | |
Muslime projiziert werde. | |
Für Mina Ahadi vom Zentralrat der Ex-Muslime sind diese Äußerungen nicht zu | |
tolerieren. Sie wuchs im Iran auf, studierte Medizin und floh vor dem | |
Regime, weil sie kein Kopftuch trug und zur Todesstrafe verurteilt wurde. | |
Die Moschee sei kein normales Gotteshaus, kein religiöser Ort, wie es | |
Thawra behauptet. „Das IZH und die Blaue Moschee sind der verlängerte Arm | |
des iranischen Regimes, das hier in Deutschland Oppositionelle wie mich | |
verfolgt“, sagte sie der taz. Von der Unterdrückung von Minderheiten zu | |
sprechen und gleichzeitig eine Moschee zu verteidigen, von der aus | |
Oppositionelle unterdrückt und verfolgt werden, sei ein Widerspruch. Die | |
deutsche Außenpolitik sieht sie aufgrund der engen deutsch-iranischen | |
Beziehungen kritisch, aber das Verbot des IZH sei richtig und überfällig. | |
Auch Mohammad Farukmanesh findet es richtig, dass das IZH geschlossen | |
wurde. Der deutsch-iranische Regisseur und Filmproduzent wird ebenfalls vom | |
Regime in Teheran verfolgt. Wie viele Teilnehmende der | |
Pro-Palästina-Proteste sei auch er für einen eigenen Staat Palästina. Mit | |
Blick auf das IZH sagt er jedoch, dass ein demokratisches Europa Haltung | |
zeigen und stärker gegen autoritäre Regime vorgehen müsse. Thawra wollte | |
sich gegenüber der taz nicht äußern. | |
2 Aug 2024 | |
## AUTOREN | |
Mika Backhaus | |
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