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# taz.de -- Mal langsam machen
> Moderne Flüsse sind begradigte Highways. Was einst gegen Hochwasser
> helfen sollte, wurde immer mehr zum Risiko
Eigentlich kann man kaum noch von natürlichen Flüssen sprechen. Rhein,
Donau und Elbe sind heute regelrechte Highways. Durch sie rauscht das
Wasser in Hochgeschwindigkeit – und mit ihnen Hunderttausende Schiffe mit
ihrer Fracht. Vor 200 Jahren sah das noch anders aus. Bis man die Flüsse
begradigte. Ironischerweise war das damals auch eine Maßnahme zum
Hochwasserschutz.
Vor allem am Oberrhein schwang der Fluss weite Kurven und verzweigte sich
in viele Seitenarme. Bei Hochwasser wurden dort regelmäßig große Flächen
geflutet, inklusive der Dörfer mit ihren Feldern. Ein tieferes, gerades
Flussbett verringerte das Risiko von Hochwasser und zerstörten Ernten, weil
das Wasser schneller wieder abfließen konnte.
Zudem gewann man mehr Platz für die Landwirtschaft. [1][Heute ist der Rhein
um knapp 100 Kilometer kürzer], die Elbe um mehr als 100 Kilometer und die
Donau um fast 150 Kilometer. Eine Hochwasserwelle auf dem Rhein rauscht in
30 Stunden von Basel nach Karlsruhe. Früher brauchte sie für die Strecke
mehr als doppelt so lange.
Doch mit der Zeit stieg die Hochwassergefahr wieder. Denn die Menschen
rückten näher an die Highspeed-Flüsse heran. Diese versprachen sauberes
Trinkwasser, gute Böden und schnellen Transport. Es wurde gesiedelt und
bebaut, auch in Überflutungsgebieten.
Heute bemüht man sich um eine Renaturierung der Flussläufe. Verlängerte
Gewässer, flachere Flussbetten und wieder angebundene Flussarme wirken wie
ein Puffer, weil das Wasser gebremst wird. Jedoch lassen Schifffahrt,
Landwirtschaft und Städte einen solchen Rückbau nur noch an wenigen Orten
zu. An der Fulda hat es geklappt. Dort erhielt der Fluss in der Nähe von
Melsungen einen Nebenarm und wurde auf einer Strecke von 500 Metern
umgestaltet: Rohrdurchlässe wurden entfernt und das künstliche Bett aus
Steinen zurückgebaut – für den natürlichen Lauf der Dinge.
22 Jun 2024
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## AUTOREN
Philipp Brandstädter
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