# taz.de -- herzensort: Überall kleine versteckte Zeichen | |
Noch sind die Hecken nicht blickdicht und die Sichtschutzzäune kahl. Kaum | |
vorstellbar, dass das der gleiche Ort ist, der im letzten Sommer einer | |
üppigen, saftigen Oase glich, verwunschen und grün. Doch kleine Zeichen | |
verstecken sich überall im Garten, man muss nur genau hinsehen. Beim | |
vorsichtigen Entfernen des Laubs finden sich im Staudenbeet zwischen | |
schlafenden Marienkäfern und aneinandergekuschelten Schnecken bereits die | |
zarten, roten Triebe der Pfingstrose. Ein paar Schritte weiter quetschen | |
sich die fleischigen Blätter der Fetthenne vorbei an den verholzten | |
Stängeln vom Vorjahr. Und der Wein tut zwar noch so, als ob er schläft, | |
aber er sammelt schon heimlich seine Kraft. | |
Die Aufbruchstimmung ist ansteckend. Gleichzeitig ist der Garten der | |
einzige Ort, an dem mich das Gefühl, dass es immer irgendwas zu tun gibt, | |
nicht stresst. Ist ja (fast) alles freiwillig. Wenn sich am Ende des Tages | |
dann noch die Amsel auf den höchsten Ast setzt und anfängt zu singen, zieht | |
sich das Herz kurz zusammen – nur, um sogleich aufzugehen wie die bereits | |
geblähten Knospen an den knorrigen Apfelzweigen. Franziska Seyboldt | |
6 Apr 2024 | |
## AUTOREN | |
Franziska Seyboldt | |
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