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# taz.de -- Luchse in Lauerstellung
> Die TK Hannover Luchse besiegen im letzten Heimspiel der
> Frauen-Basketball-Bundesligasaison die Panthers Osnabrück knapp mit
> 84:82. Der Verein hat ambitionierte Ziele: Eines Tages soll es für die
> Deutsche Meisterschaft reichen
Bild: Viel Energie: Hannovers Trainerin Sidney Parsons im Pausengespräch mit d…
Von Christian Otto
Der euphorische Jubel nach der Schlusssirene galt vor allem Rowie
Jongeling. Die Niederländerin im Trikot der TK Hannover Luchse hatte mit
dem wichtigsten Wurf des Abends getroffen und danach auch noch den letzten
Angriff des Gegners unterbunden. „Hier regiert der TKH“, sangen die Fans
nach dem 84:82-Heimsieg für Hannover gegen die Panthers Osnabrück.
Im letzten Heimspiel der regulären Saison der Basketball-Bundesliga wurde
verbissen um jeden Punkt gekämpft. Mit dem Einzug in die Play-offs, also
dem Kampf um den Titel, haben zwei niedersächsische Vereine ihr erstes
Saisonziel erreicht. Da in der Ende März beginnenden K.-o.-Runde aber
Hannover auf Osnabrück treffen wird, droht einem der beiden norddeutschen
Vereine ein abruptes Saisonende.
Deutschlands beste Basketball-Frauen setzen gerade zu einem Höhenflug an.
Die Nationalmannschaft hat sich für die Olympischen Spiele in Paris
qualifiziert. Im Bundesliga-Alltag gelingt es immer häufiger, vor
stattlichen Kulissen zu spielen. Zum Niedersachsenderby waren am
Samstagabend rund 500 Zuschauer in die Sporthalle der
Otfried-Preußler-Grundschule gekommen. „Wir fühlen uns hier sauwohl. Aber
wir können auch eine größere Halle füllen“, meint Sarah Polleros.
Hannovers Offensivspielerin studiert Wirtschaftswissenschaften an der
Fernuniversität Hagen und freut sich als Spielerin bei den Luchsen über
gute Rahmenbedingungen. Wer als Verein in Deutschlands bester Liga
mithalten will, muss in der Lage sein, Halbprofis wie Sarah Polleros oder
sogar Vollprofis aus den USA beschäftigen zu können. Aber was für die
Zuschauer reizvoll klingt und attraktiven Sport verspricht, bringt die
Vereine an die Grenze des Machbaren.
Wenn es nach den Verantwortlichen des Deutschen Basketball Bundes (DBB)
geht, soll ihre Frauen-Bundesliga möglichst schnell in noch größeren Hallen
vor noch mehr Publikum noch bessere Leistungen zeigen. Wenn es nach Hajo
Rosenbrock geht, fehlt es diesen Plänen des DBB an der nötigen
Bodenhaftung. „Wenn du ins Profitum willst, muss das Drumherum stimmen.
Aber wir sind noch gar nicht professionell aufgestellt, sondern von ganz
viel Ehrenamt getragen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende des TK Hannover.
Hannovers größter Sportverein hat rund 8.000 Mitglieder. Knapp 6.000 davon
sind weiblich, fast die Hälfte machen Kinder und Jugendliche aus. Ein
Vorzeigeteam wie die Luchse taugt als Zugpferd. „Aber wir wollen organisch
wachsen – Hand in Hand mit mehreren Sponsoren“, sagt Rosenbrock zur
Strategie des Vereins.
Was genau wollen Vereine wie die Panthers Osnabrück und die TK Hannover
Luchse, deren Namen Lust auf eine bessere Vermarktung signalisiert,
eigentlich erreichen? Für Osnabrücks Headcoach Aleksandar Cuic wäre es
wichtig, in den Play-offs den ein oder anderen Favoriten zu ärgern. Für
sein Pendant in Hannover, Powerfrau Sidney Parsons, geht es um deutlich
mehr. Die Ameriknerin verblüfft in jeder Übungseinheit und bei jedem Spiel
mit ihrer unglaublichen Energie. Sie trainiert die Luchse, den deutschen
Nachwuchs und gehört auch noch zum Trainerteam der
Frauen-Nationalmannschaft. Für Parsons zählen nur Siege. Genau das lässt
sie ihre Spielerinnen spüren. „Osnabrück ist eine sehr talentierte
Mannschaft. Ob wir sie in den Play-offs schlagen, wird sich zeigen. Heute
waren wir in jedem Fall nicht konsequent genug“, meinte die unermüdliche
Antreiberin nach dem hart erkämpften Heimsieg.
Über das große Ziel, das die TK Hannover Luchse erreichen wollen oder
sollen, gibt es von deren Entscheidern keine verbindlichen Aussagen. Es
wäre schön, wenn es am Wochenende beim Final-Turnier in Saarlouis gelingen
könnte, den Pokal-Triumph aus 2023 zu wiederholen. Was den Kampf um den
Titel des Deutschen Meisters angeht, steht Hannover mit den Rutronik Stars
Keltern ein derzeit herausragender Rivale im Weg. Wie könnte man den auf
lange Sicht schlagen? Mit noch mehr Geld? Mit noch mehr Professionalität?
Zu den wichtigsten Geldgebern der Luchse gehört mit Rodger Battersby ein in
der Chemieindustrie tätiger Unternehmer. Es ist nicht bekannt, ob er als
Förderer bereit wäre, den ehrgeizigen Plänen des DBB zu folgen und Hannover
zu einem der erfolgreichsten Basketball-Standorte in Deutschland zu machen.
Für den TK Hannover, also den Stammverein der „Luchse“, gibt es klare
Ziele. Vorstandschef Rosenbrock würde sich für das Trainerteam, die
Mannschaft und vor allem für die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und
Helfer wünschen, dass es eines Tages zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft
reicht. Fast noch wichtiger ist ihm ein anderer Titel. Er möchte aus dem
TKH jenen Sportverein machen, der in ganz Norddeutschland die meisten
weiblichen Mitglieder hat. Auf dem Weg zu diesem Ziel sind große Taten der
Luchse ein wichtiger Baustein.
11 Mar 2024
## AUTOREN
Christian Otto
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