# taz.de -- Tore und Zuversicht | |
> Der 1. FC Köln zieht seine eigenen Schlüsse aus dem umkämpften 3:3 im | |
> niederrheinischen Derby in Mönchengladbach. Es sind zwar kleine Schritte, | |
> aber doch Schritte im zähen Abstiegskampf mit dem 1. FSV Mainz 05 und SV | |
> Darmstadt 98 | |
Bild: Ein Ringen auf hohem Niveau: hier Gladbachs Ngoumou und Kölns Hübers (… | |
Aus Köln Daniel Theweleit | |
Dass die Gefühle in Wallung geraten im Verlauf eines Derbys zwischen | |
Mönchengladbach und Köln, ist kein besonders überraschender Vorgang, doch | |
der Zustand der emotionalen Verwirrung, in dem alle Beteiligten auf das 3:3 | |
vom Samstag zurückblickten, hatte besonderen Charakter. Einerseits feierte | |
der Kölner Trainer Timo Schultz seine Mannschaft, als er sagte: „Wir haben | |
offensiv das beste Spiel gezeigt, seit ich hier Trainer bin.“ Zugleich | |
jedoch monierte Kölns Kapitän Florian Kainz, dass die Mannschaft „viele | |
Fehler gemacht“ habe, und Angreifer Faride Alidou verkündete: „Wir sind | |
nicht zufrieden.“ | |
Nicht viel anders erging es den Gladbachern, deren Trainer Gerardo Seoane | |
von einem „Fußballfest“ sprach, „das überragt“, und behauptete: „Wi… | |
mit guten und positiven Gefühlen aus dem Spiel.“ Ganz anders klangen die | |
Gladbacher Spieler, man werde ihn „heute nicht strahlen sehen“, sagte | |
Julian Weigl, während Robin Hack zürnte: „Es kotzt mich an!“ | |
Vielleicht war diese Partie zu facettenreich für ein einheitliches | |
Meinungsbild, vielleicht ging es den Trainern darum, den Optimismus für die | |
kommenden Wochen zu erhalten. Denn es war ein wilder Ritt, auf den sich | |
beide Mannschaften begeben hatten, dessen fußballerisches Niveau in vielen | |
Phasen gut zur Tabellenregion passte, in der sich die rheinischen Rivalen | |
befinden: eher unten und unterhalb der eigenen Erwartungen. Die Gladbacher | |
schaffen es zwar, nicht ernsthafter in Abstiegsgefahr zu geraten, aber von | |
den sechs direkten Duellen mit den Klubs aus der Abstiegszone haben sie | |
kein einziges gewonnen. Und die Kölner verlieren zwar nur noch selten unter | |
Timo Schultz, haben aber auch nur einmal gewonnen seit Weihnachten (2:0 | |
gegen Eintracht Frankfurt). Also sagte Abwehrspieler Timo Hübers: „Den | |
Punkt nehmen wir mit, ob ich mich freuen oder ärgern soll, entscheide ich | |
noch.“ | |
Vielleicht wird ihn ein genaueres Studium der Tabelle während der kommenden | |
Tage eher zu einem positiven Fazit animieren, denn auch das 1:8 der Mainzer | |
in München hat Auswirkungen auf die Lage. Die Kölner haben nicht nur ihren | |
Vorsprung auf die Rheinhessen ausgebaut, auch ihr Torverhältnis ist | |
plötzlich um drei Treffer besser. Und sie haben gefährlichere Angreifer auf | |
dem Platz. In der gesamten Hinrunde waren dem Effzeh nur elf Treffer | |
gelungen, jetzt sind es in der Rückrunde nach acht Partien bereits acht. Im | |
Borussia-Park hatten sie durch Tore von Faride Alidou mit 0:1 (7.) und 1:2 | |
(64.) geführt, und als sie durch Gladbacher Treffer von Franck Honorat | |
(32.) sowie Robin Hack (72., 73.) mit 3:2 zurücklagen, kam ein Spieler, den | |
kaum jemand kennt, und schoss ein perfektes Stürmertor: Damion Downs, der | |
zumeist in der U21 zum Einsatz kommt, fand einen klugen Weg in die Tiefe | |
und setzte einen schwierigen Schuss mit dem linken Fuß in die lange Ecke. | |
„Ich habe mich übelst für Damion gefreut“, sagte Alidou, „das Tor war a… | |
meiner Sicht noch wichtiger als die beiden von mir.“ | |
Darüber lässt sich streiten, klar ist aber, dass die Kölner Offensive | |
neuerdings nicht mehr wie ein Mannschaftsteil ohne Bundesligaqualität | |
erscheint. Schon beim 0:2 gegen Leverkusen spielte der Angreifer Sargis | |
Adamyan auffallend stark, Faride Alidou sind während der Rückrunde vier | |
Treffer gelungen, und mit Downs ist ein weiterer Kandidat fürs Toreschießen | |
aufgetaucht. Zudem konnte Davie Selke in Gladbach erstmals seit seiner | |
Fußverletzung aus dem Januar wieder einige Minuten spielen. | |
All das sorgt für eine neue Zuversicht in Köln. Zuletzt war ja ein | |
beängstigender Gedanke auch innerhalb des Klubs recht präsent gewesen: Auf | |
den ersten Blick bestreitet Mainz 05 diesen Abstiegskampf mit einem vor | |
allen Dingen in der Offensive stärker besetzten Kader als der FC. Diese | |
Sorge steht jetzt nicht mehr so im Vordergrund, wobei Vorsicht geboten ist | |
mit Rückschlüssen aus einem Derby gegen Mönchengladbach. Hin- sowie | |
Rückspiel zusammengenommen hat der FC sechs seiner 19 Saisontore gegen die | |
Borussia erzielt, das sind mehr als 30 Prozent. Und die vier Punkte aus den | |
beiden Partien sind wichtig, wirklich entscheidend werden aber die | |
Spieltage 28 bis 34. Dann spielen die Kölner neben einem Duell beim FC | |
Bayern gegen Bochum, Darmstadt, Freiburg und Union Berlin sowie in | |
Heidenheim und Mainz. | |
11 Mar 2024 | |
## AUTOREN | |
Daniel Theweleit | |
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