# taz.de -- Alt, abersexy | |
> Die Baubranche ist ein echter Klimakiller. Um das zu ändern, müssen | |
> gebrauchte Baustoffe und neue Gebäude zueinanderfinden. Wie das geht? | |
> Unterwegs mit einer Bauteiljägerin | |
Bild: Projektmanagerin Ann Kathrin Goerke: Kreislaufwirtschaft kennt sie von kl… | |
Von Lisbeth Schröder (Text)und Felix Schmitt (Fotos) | |
Tee einschenken, Treppen hoch, ein kurzes Telefonat noch, der Akku macht | |
bald schlapp. Ann Kathrin Goerke hat auf der Fahrt von Berlin nach | |
Frankfurt fast durchgehend telefoniert. Sie will die [1][Baubranche | |
umkrempeln], und das muss schnell gehen. Auch heute, in einem leerstehenden | |
mehrstöckigen Bürogebäude in der Frankfurter Innenstadt. Der Tag ist | |
durchgetaktet: vom Bahnhof direkt ins Büro. 15 Uhr: Bestandsaufnahme im | |
Gebäude. Um 16 Uhr kommen zwei Männer aus Österreich, um Türen auszubauen, | |
um 17 Uhr ist ein Videotelefonat mit einer Architektin, die sich für die | |
Teppichfliesen interessiert, danach eines mit einer Ausbaufirma. Dann | |
schnell zum Zug nach Freiburg. | |
Die studierte Architektin ist an diesem Tag im Januar als Bauteiljägerin | |
unterwegs. Türen, Glaswände, Teppichfliesen – all das und noch mehr will | |
die 36-Jährige möglichst schnell an Menschen mit neuen Bauvorhaben bringen. | |
Goerke ist Projektmanagerin bei Concular, einem Berliner Unternehmen, das | |
sich auf die [2][Wiederverwendung] von Bauteilen spezialisiert hat. Das | |
sanierungsbedürftige Bürogebäude wurde verkauft, der neue Bauherr hat nun | |
Concular damit beauftragt, eine Bestandsaufnahme zu machen und alles zu | |
verkaufen, was nur geht. Das ist nicht nur finanziell, sondern auch | |
ökologisch sinnvoll, denn: „Wiederverwendung am Bau ist einer der größten | |
Hebel im Kampf gegen den Klimawandel“, sagt Goerke. Sie fasst | |
jahrzehntelange Baugeschichte so zusammen: „Architekten haben lange Zeit | |
[3][auf Neubau gesetzt]. Diesen Luxus können wir uns heute gar nicht mehr | |
leisten.“ | |
Denn etwas muss sich ändern: [4][Bauschutt macht derzeit etwa 55 Prozent] | |
des Mülls in Deutschland aus. Weltweit verursacht der Bausektor knapp | |
[5][40 Prozent der Treibhausgasemi]ssionen. Tendenz steigend, denn wenn | |
für eine wachsende Bevölkerung ausreichend Wohnraum bereitstehen soll, | |
müsste die Menschheit laut Weltwirtschaftsforum die nächsten [6][40 Jahre | |
lang jeden Monat eine Fläche in der Größe von New York City] errichten. | |
Mittlerweile hat die Baubranche das Thema für sich entdeckt. Unter dem | |
Stichwort [7][„Urban Mining“] beschäftigen sich Fachleute damit, wie sich | |
Bauteile wiederverwenden lassen. Altbautüren werden in Neubauwohnungen | |
eingebaut, gebrauchte Betonwände an neue Orte verfrachtet, oder das | |
Rotorblatt eines Windkraftwerks dient mit dem entsprechenden Unterbau als | |
Küchentisch, wie in der Technischen Universität Hamburg. | |
Seit jeher nutzen Menschen Altes, um daraus Neues zu erschaffen. Im | |
Mittelalter bediente man sich an den Ruinen des römischen Reichs. So | |
entfernten die Menschen in Italien etwa Marmor aus alten Thermen und | |
setzten ihn in neue Häuser ein. Warum auch neu bauen, wenn die | |
Bevölkerungszahl nicht stieg, sondern eher sank? | |
Heute werden Gebäude vorwiegend für den einmaligen Nutzen geplant. Während | |
Türrahmen früher in die Wand geschraubt wurden und leicht wieder | |
herauszutrennen waren, werden sie heutzutage eher mit Bauschaum in die Wand | |
geklebt. Statt auf das Wiederverwenden wird auf Recycling gesetzt. Doch das | |
ist nicht dasselbe. Janus zum Brock, der an der Technischen Universität | |
Hamburg zum nachhaltigen Bauen forscht, stellt fest: „Leider findet dabei | |
oft ein [8][Downcycling] statt.“ Das bedeutet, dass das alte Teil an Wert | |
verliert. Altkleider werden eher zu Putzlappen verarbeitet als zu neuen | |
Kleidern. Ebenso landet alter Beton nicht in einem neuen Gebäude. Er wird | |
geschreddert und meistens zum Bau von Straßen verwendet. Gemischte | |
Bauabfälle mit Beton, Ziegeln und Glas wandern oft direkt zur Deponie. | |
Ann Kathrin Goerke ist mit Bauen als Kreislaufwirtschaft aufgewachsen. Im | |
Garten der Familie stapelten sich Haufen mit Steinen zum Beispiel von | |
Baustellen, aus denen die Goerkes neue Gehwege oder Mauern konstruierten. | |
Und mit Lehm und Stroh bauten sie einen Schuppen. Ihre Eltern brachten Ann | |
Kathrin Goerke bei, wie man nachhaltig lebt. Aber auch, dass jeder seinen | |
eigenen Weg finden muss, um die Welt zu verbessern. Und so suchte Goerke | |
nach ihrem. | |
2008 begann Goerke Architektur zu studieren. Sie galt als „Öko“, weil sie | |
sich für Lehmbau interessierte. Nach dem Studium ging es in ein | |
Architekturbüro, sie plante ihre ersten Gebäude, so nachhaltig wie möglich. | |
Das Jahr 2018 war für sie ein Wendepunkt: Der [9][Sonderbericht des | |
Weltklimarats] machte auf die Folgen einer Klimaerwärmung von 1,5 Grad | |
aufmerksam – und darauf, dass diese bereits 2030 erreicht sein könnte. | |
Goerke wollte verstehen und stieß auf Analysen wie die des World Wildlife | |
Fund: Dem Planeten und der Menschheit drohen Dürren, Überhitzung und | |
Versauerung. Mindestens 70 Prozent aller Korallenriffe wären bis 2050 | |
verschwunden. „Ich war wochenlang richtig schockiert“, erzählt Goerke: „… | |
dachte nur: Oh mein Gott, was machen wir hier alle?“ Ihr sei klar geworden: | |
„Ich bin Teil davon. Ich plane Gebäude, in die tonnenweise Energie gesteckt | |
werden muss. Und ich trage dadurch direkt dazu bei, dass sich die | |
Klimakrise verschlimmert.“ | |
2018 war auch das Jahr, in dem [10][Greta Thunberg] zum ersten Mal alleine | |
vor dem Parlament in Stockholm protestierte. Ein Jahr später gingen zwei | |
Millionen Menschen in 135 Ländern auf die Straße, Fridays for Future war | |
geboren. Und damit eine Bewegung, die mehr von der Politik und den | |
Unternehmen forderte. | |
Auch in der Baubranche rückten Fragen zum Thema Nachhaltigkeit ab 2019 | |
immer mehr in den Fokus, so Ressourcenforscher zum Brock. Wie | |
konkurrenzfähig bleiben, wenn immer mehr Kunden klimafreundliche Gebäude | |
verlangen? Oder wenn strengere Regeln zu mehr Wiederverwendung | |
verpflichten? Die Unternehmen hätten gemerkt: „Wenn man zu spät anfängt, | |
Erfahrungen zu sammeln, ist man bald nicht mehr wettbewerbsfähig.“ | |
Hierzulande rechnet der Zentralverband Deutsches Baugewerbe zwar für 2024 | |
mit einem Verlust von 30.000 Jobs, da weniger Wohnungen gebaut werden. | |
Weltweit allerdings steigt der Bedarf, laut International Labour | |
Organization werden schon bald 6,5 Millionen neue Jobs gebraucht. Die | |
Stellenanzeigen sprechen für sich: Gesucht werden Sustainability | |
Consultants, Werkstudent*innen im Bereich Lifecycle Management oder | |
Bauingenieur:innen für klimafreundliches Bauen. Auch Ann Kathrin | |
Goerke orientierte sich um. 2023 fing sie bei Concular an. Für sie: ein | |
Zurück zur Kreislaufwirtschaft. | |
Wie geht das, möglichst viele alte Teile für Neues zu benutzen? Und wie | |
lässt sich gegen festgefahrene Strukturen und Gesetze arbeiten? Ein erster | |
Schritt ist, den Bestand an verfügbaren Teilen ordentlich zu dokumentieren. | |
Und dabei verwendet die Baubranche zunehmend Apps, künstliche Intelligenz | |
oder auch Bilderkennung. | |
Catherine De Wolf, Professorin für Kreislauftechnik in der Architektur an | |
der ETH Zürich, ist sich sicher, dass digitale Methoden in vielen Bereichen | |
helfen könnten. Denn oft werden alte Steine, Fenster oder Waschbecken erst | |
zum Verkauf angeboten, wenn ein Gebäude abgerissen oder neu genutzt werden | |
soll. Und dann muss es schnell gehen. Das Problem: Die Planung von neuen | |
Häusern dauert oft Jahre – Planer*innen müssten also lange im Voraus | |
wissen, welche gebrauchten Materialien zum Zeitpunkt des Baus zur Verfügung | |
stehen. Deshalb werden oft nur neue Materialien genutzt. | |
Catherine De Wolf sieht die Lösung darin, zunächst auf städtischer Ebene | |
anzuschauen, was bald verfügbar wird. Gerade ist eines ihrer Projektteams | |
damit beschäftigt, bestehende Gebäude mittels Google Street View zu | |
erfassen. Die Bilder werden mit maschinellem Lernen und Bilderkennung | |
analysiert. Ähnlich wie Apps zur Gesichtserkennung ein Lächeln von einem | |
Weinen unterscheiden können, soll der Algorithmus etwa Holz von Steinen | |
differenzieren. „So wollen wir in Zukunft vorhersagen, wann was abgerissen, | |
neu gebaut oder demoliert wird“, erklärt die Forscherin. Also bei welchem | |
Haus die Steine bröckeln oder in welchem Block demnächst Fenster durch eine | |
Renovierung anfallen. Anhand dieser Informationen können die zuständigen | |
Firmen Ressourcen und Personal besser einteilen. Und Planer:innen von | |
Gebäuden bekommen einen groben Anhaltspunkt, mit welchem Material sie in | |
ein paar Jahren rechnen können. | |
Im Frankfurter Bürogebäude ist Projektmanagerin Goerke gerade dabei, sich | |
hinzuknien. Sie holt das Maßband raus und misst eine Teppichfliese aus. | |
Dann löst sie die Fliese vom Boden ab. Ratsch. Es hört sich an, als würde | |
ein Klebeband abgezogen werden. „Die ist aus Holland“, erklärt sie, als sie | |
den Stempel auf der Innenseite sieht, und holt ihr iPad raus. Die Fliesen | |
wurden bereits vor dem Termin von anderen Concular-Mitarbeiter*innen in der | |
App der Firma gespeichert – mitsamt Größe, Herkunftsort und Alter. So | |
können sie auf der Webseite der Firma, ähnlich wie auf Ebay, verkauft | |
werden. Eine Architektin hat bereits Interesse an den Teppichfliesen | |
angemeldet. Zwei Männer aus Österreich hingegen wollen Brandschutztüren | |
haben. | |
Das Problem bei solchen Apps: Derzeit gibt es zu viele davon. Bei der einen | |
ist zu einer Tür nur das Foto hinterlegt, bei einer anderen sind dazu Daten | |
in einem speziellen Modell abgespeichert. „Wir müssen einen gemeinsamen | |
Nenner finden“, sagt de Wolf: „Alle Apps müssen ein ähnliches System | |
benutzen.“ Das große Ziel: Ein „Tinder for Reuse“, an dem De Wolf mit ac… | |
anderen Forschungsgruppen und 24 Partnern aus der Industrie arbeitet. In | |
ein paar Jahren soll es einen Algorithmus geben, der alle Apps miteinander | |
verbindet. Damit Projekt und Bauteil dauerhaft miteinander glücklich | |
werden. | |
16 Uhr. Die Österreicher werden zunächst von Goerke durch das Gebäude | |
geführt. In fast jedem Raum steht ein altes Telefon auf dem Boden, im | |
Badezimmerschrank verstecken sich noch einige Seifenproben, woanders | |
stapeln sich alte Bodenplatten, Kabel und Teppiche. Daneben stehen zwei | |
leere Kaffeebecher. „Es sieht immer so aus, als hätten die Leute alles | |
plötzlich aus der Hand fallen lassen“, sagt Goerke. | |
Sie klopft Wände rund um weiße Brandschutztüren ab: „Ich bin mir nicht | |
sicher, ob die so gut ausgebaut werden können.“ Doch die beiden | |
Österreicher machen sich schon an die Arbeit, ihr Werkzeug haben sie dabei. | |
Die beiden Männer, der eine dunkles, der andere graues Haar, laufen zur | |
Garage, stapeln Kästen mit dem Werkzeug und eine Leiter auf einen Rollwagen | |
und gehen den Weg zurück. Goerke nimmt ihnen die Kabeltrommel ab, fragt, ob | |
die beiden zufällig noch Glastrennwände haben wollen. Der Fernseher, ob der | |
auch zu haben sei? „Wir machen euch einen guten Komplettpreis“, sagt die | |
Projektmanagerin. | |
Eigentlich fahren die beiden Männer Autorennen. Die Türen brauchen sie aber | |
für den Umbau einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Dort helfen | |
sie ehrenamtlich aus. Dabei helfen ihnen weder Planer:innen noch | |
Architekt:innen – alles passiert in Eigenregie. Die gebrauchten Teile | |
seien vor allem eines: rentabel. Aber klar, Nachhaltigkeit spiele auch eine | |
Rolle. | |
Es wird geschraubt, es werden Nägel aus Holz gezogen und an dem Rahmen der | |
Tür entlanggeschnitten, um sie aus der Wand zu trennen. Als die Männer die | |
Tür schließlich lösen, kracht sie dem einen auf den Fuß, er verzieht das | |
Gesicht. Dann müssen sie den Rahmen von der Wand lösen, ein Konstrukt aus | |
Streben und Glas. Die Nägel waren so reingehämmert, dass sie kleine Kratzer | |
am Lack hinterlassen. Auch ansonsten ist das Gebäude nicht gerade auf | |
einfachen Ausbau angelegt: Die Fliesen sind auf die Böden geklebt, die | |
Fenster mit Bauschaum in der Wand befestigt. | |
In solchen Klebern oder Schäumen können sich [11][giftige Mittel] | |
verbergen. Doch um Fliesen oder Fenster neu zu nutzen, müssen sie frei von | |
Schadstoffen sein. „Holzschutzmittel, bleihaltige Farben oder im | |
schlimmsten Fall Asbest – das ist eine bunte Mischung an Schadstoffen, die | |
gerade in älteren Gebäuden ist“, weiß auch zum Brock. Concular lässt aus | |
diesem Grund Schadstoffgutachten erstellen. Damit ist es aber nicht getan: | |
Wer haftet, falls man unwissend giftige Teile in ein neues Gebäude setzt? | |
Jede Menge Fragen, die es noch zu beantworten gilt, bevor man Baustoffe im | |
großen Stil wiederverwendet. Ganz zu schweigen von ästhetischen | |
Dimensionen: Wie integriert man die alten Fenster, Türen oder Glaswände in | |
eine Welt, in der Architekt*innen modern und zeitgemäß bauen wollen? | |
Denn die Orte, an denen gearbeitet wird, wandeln sich. Goerke zeigt auf die | |
Pläne für den Umbau des Büros. Aus dem tristen Grau und den einzelnen Büros | |
soll ein einziger großer, heller Raum werden. Dadurch, dass immer mehr | |
Menschen von zu Hause aus arbeiten, entsteht mehr Platz. „Open Space“, | |
neudeutsch für „Großraumbüro“, ist das Gebot der Stunde. Statt einzelnen | |
Zellen aus Beton wird heute eher mit Glaswänden geplant. | |
Aber sollte man nicht mehr mit dem arbeiten, was ohnehin schon vorhanden | |
ist, statt noch mehr Glas oder andere Rohstoffe zu verschwenden? Laut | |
Angelika Mettke, Professorin für Bauliches Recycling an der | |
Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU), hätten | |
einige Bauherren, Planer*innen und Architekt*innen Probleme mit dem | |
Image von gebrauchten Baustoffen und -teilen. Alten Beton wiederverwenden? | |
„Das ist für viele wenig ansprechend“, sagt Mettke. Also lieber unsichtbar. | |
Mettke und ihr Team konnten bereits vor zwanzig Jahren zeigen, dass sich | |
alte Betonblöcke aus Wohnungen etwa gut zum Bau von Deichen verwenden | |
lassen. | |
Während draußen die Lichter in den Frankfurter Wolkenkratzern im Dunklen | |
aufleuchten, neigt sich der Ausbau der Tür dem Ende entgegen. Die Männer | |
pressen die letzten Glasplatten aus dem Rahmen und hieven ihn aus der Wand, | |
Goerke stemmt an der Seite, während die beiden Männer die Mitte halten. Die | |
Projektplanerin ist glücklich, denn während die Männer mit dem Ausbau | |
beschäftigt waren, hat sie noch einen weiteren Deal eingetütet: Innentüren | |
und auch Teppichfliesen gehen an die Architektin, mit der sie per Video | |
gesprochen hat. | |
Doch ein Material spielt an diesem Tag keine Rolle. Jener Stoff, der neben | |
Wasser das am meisten verwendete Material der Welt ist. Dessen Produktion | |
so ressourcenintensiv ist, dass er darüber entscheidet, ob die | |
Wiederverwendung effizient genug ist: Beton. | |
„Wenn es nach mir und meinen Mitstreitenden ginge, dann würde das Wort | |
Beton komplett gestrichen“, sagt Goerke dazu: Denn einerseits werden für | |
die Herstellung von Beton [12][riesige Mengen an Sand] gebraucht, was zu | |
illegalem Raub an den Stränden führt und der Natur schadet. Zum anderen ist | |
sein anderer Grundstoff, Zement, laut einem Artikel im Fachmagazin Nature | |
für [13][mindestens 8 Prozent der globalen Emissionen] verantwortlich. | |
Würde man alte Gebäude komplett umnutzen, also Fenster, Türen oder | |
Betonwände zu hundert Prozent wiederverwenden – die größten Hürden auf dem | |
Weg zu einer grünen Baubranche wären beseitigt. | |
Die vollständige Wiederverwendung von Bauteilen ist wünschenswert, gestalte | |
sich aber oft schwierig, so zum Brock. Angenommen, ein Gebäude wird | |
abgerissen. Dann fallen vielleicht 30 Türen an, die man in das Gebäude | |
daneben einsetzen könnte. „Aber was ist, wenn wir 40 brauchen?“, fragt der | |
Forscher, „wo kriegen wir jetzt 10 Türen her, die genauso aussehen?“ | |
Professorin Mettke zufolge muss man deswegen „den ganzen Lebenszyklus ins | |
Auge fassen“. Schon bei der Planung eines Gebäudes müsse bedacht werden, | |
welche Teile und Stoffe vorhanden sind – vorausgesetzt, sie erfüllen die | |
entsprechenden Anforderungen. | |
Zeit also für das „Tinder for Reuse“, durch das die Planer:innen wissen, | |
was gerade auf dem Markt ist. Für mehr Menschen, die sich auf den Ausbau | |
spezialisieren. Und für Bauteiljäger:innen wie Ann Kathrin Goerke, die | |
sich darum kümmern, dass genau dieser Wandel vonstattengeht. | |
Denn der EU-[14][Klimawandeldienst Copernicus vermeldete] im Februar 2024, | |
dass das 1,5-Grad-Ziel erstmals über einen Zeitraum von 12 Monaten hinweg | |
überschritten worden ist. Forschende warnen vor einem verheerenden Kippen | |
des Golfstroms. Und wieder: „Alles geht so weiter wie bisher“, sagt Goerke, | |
„dabei zeigen die Nachrichten, dass wir selbst in Europa sehr stark | |
betroffen sind.“ Sie sei sehr schockiert gewesen. Trotzdem motivieren sie | |
solche Nachrichten. „Wir brauchen jetzt die absolute Notbremse.“ Die Frage | |
wird sein, wie schnell wir sind. | |
24 Feb 2024 | |
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