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# taz.de -- das wird: „Unsere Werte beruhen auf der Aufklärung“
> Die Jugendorganisation der Gewerkschaft Ver.di und KollegInnen von der
> israelischen Histadrut sprechen online miteinander
Interview Luna Harms
taz: Frau Gehlisch, Herr Schmidt, wie kommt es, dass Sie eine Veranstaltung
zusammen mit der israelischen Gewerkschaft Histadrut ausrichten?
Regina Gehlisch: Die Ver.di-Jugend Niedersachsen-Bremen ist Mitglied der
DGB-Jugend – und dieser Verband bekennt sich seit vielen Jahren zur
Histadrut und dem Staat Israel. Wir pflegen eine lange Freundschaft, seit
1961 veranstalten wir Jugendbesuche. Mittlerweile finden diese Besuche 10-
bis 15-mal im Jahr statt.
Welche Rolle spielen Gewerkschaften in Israel?
Jonas Schmidt: Soweit wir die Rolle der Histadrut von Deutschland aus
beurteilen können, ist sie die größte und breiteste Gewerkschaft in Israel.
Anders als bei Richtungsgewerkschaften, die direkten politischen Strömungen
untergeordnet sind, ist die Histadrut eine Einheitsgewerkschaft, so wie
auch der DGB. In Einheitsgewerkschaften finden sich unterschiedlichste
politische Strömungen wieder. Die Histadrut ist offen für alle
Arbeitnehmer*innen in Israel.
Ver.di und Histadrut betrachten sich als Schwestergewerkschaften.
Schmidt: Uns verbindet eine lange Geschichte, wie auch mit anderen
Gewerkschaften. Wir haben den Aufbau der Histadrut unterstützt und sehen
auch eine Pflicht darin, unsere KollegInnen weiterhin zu unterstützen.
Welche Zusammenarbeit findet konkret statt?
Schmidt: Das Ziel der Gewerkschaften ist die Verbesserung der Lebens- und
Arbeitsbedingungen der ArbeitnehmerInnen. Ver.di und Histadrut sind
Mitglieder in internationalen Bündnissen und vernetzt: für Austausch und
dafür, voneinander zu lernen – besonders innerhalb unserer jeweiligen
Jugendstrukturen. Auch über Gesetzgebung tauschen wir uns aus.
International können sich ArbeitnehmerInnenrechte von denen in Deutschland
sehr unterscheiden.
Stichwort internationale Kontakte: Viele GewerkschafterInnen, auch in
Europa, solidarisieren sich derzeit mit dem, was sie als palästinensische
Sache betrachten – das umfasst auch den Widerstand gegen israelisches
Vorgehen, etwa gegen die Hamas derzeit in Gaza. Hat das Auswirkungen auf
Sie? Bemerken Sie einen veränderten Ton oder eine andere Haltung Ihnen
gegenüber – wegen Ihrer Solidarität mit Israel?
Schmidt: Die Internationale Stimmung gegenüber Israel ist sehr
unterschiedlich, unsere Haltung aber seit vielen Jahren die gleiche. Wir
stehen als Ver.di-Jugend zum Existenzrecht Israels und arbeiten nicht mit
BDS oder dazugehörigen Organisationen zusammen. Daran wird sich auch nichts
ändern. Wir sind schon lange stark positioniert und bleiben auch
international bei dieser solidarischen Haltung.
Gehlisch: Wir möchten in den öffentlichen Dialog mit unseren KollegInnen
aus Israel kommen. Uns austauschen, um zu verstehen. Und etwas dafür tun,
demokratische Grundwerte zu stärken – als Gewerkschaft und als Individuen.
Verbinden Sie gemeinsame Werte?
Schmidt: Die ergeben sich auch aus unserer gemeinsamen Geschichte.
Freiheit, Gleichheit und Solidarität: Unsere Werte beruhen auf der
Aufklärung, welche durch die Shoah in grauenhafter Weise verletzt wurde.
Unsere Jugendbegegnungen finden immer im Bewusstsein der Shoah statt,
gemeinsames Gedenken spielt eine zentrale Rolle.
Gäbe es die heutige Veranstaltung auch ohne den 7. Oktober?
Gehlisch: Ohne den Überfall der Hamas hätten wir sie in diesem Rahmen nicht
durchgeführt. Aber auch außerhalb der derzeitigen Aktionswochen spielt die
Auseinandersetzung mit Antisemitismus eine zentrale Rolle für die
Ver.di-Jugend Niedersachsen-Bremen.
1 Feb 2024
## AUTOREN
Luna Harms
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