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Bild: Wie schön ist es wirklich in dieser Höhle? 1911 druckte das Life Magazi…
Ein älterer Mann sitzt alleine in seiner Kammer. Neben ihm stehen zwei
Grammofone. Eins beschallt ihn mit [1][Opernmusik], das andere berichtet
über [2][Neuigkeiten aus aller Welt.] Ein Roboter-Butler serviert Getränke.
Die Bergluft kommt direkt aus dem Ventilator. Und über einen Projektor
können die Liebsten rund um die Uhr beobachtet werden. Seine Bedürfnisse
werden befriedigt, und doch sitzt der Mann alleine zu Hause.
Überschrieben war diese Grafik aus dem Life Magazine im Jahr 1911 mit
„We’ll be all happy then!“, zu Deutsch „Dann werden wir alle glücklich
sein!“. Macht es nicht tatsächlich glücklich, die eigenen Bedürfnisse
permanent zu erfüllen? Im Jahr 1974 formulierte der Philosoph Robert Nozick
ein Gedankenexperiment, das an das Bild erinnert. Er fragte sich, wie sich
Menschen zwischen zwei Alternativen entscheiden würden: Wählen sie die
Realität mit all ihren Unzulänglichkeiten oder einen Vergnügungsapparat,
der ihnen alle Erfahrungen vorspielt, die ihnen gefallen? Für den
Philosophen Nozick war klar, dass sich alle für die Realität entscheiden
sollten. Das lethargische Gesicht des älteren Mannes auf dem Bild scheint
das zu unterstreichen. Das Leben heute scheint manchmal nicht allzu fern
von der Zukunftsvision auf dem Bild zu sein: Essen und Getränke werden über
Lieferservice direkt ins Haus gebracht. Nachrichten und Musik laufen
ununterbrochen auf dem Handy ein. Die Versuchung ist groß, sich tiefer in
diesen Vergnügungsapparat hineinfallen zu lassen. Dabei sollte man nicht
die Lektion dieser Illustration und von Nozick vergessen: Das Leben ist
nicht immer perfekt, aber dafür ist es echt. Konrad Bierl
2 Dec 2023
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## AUTOREN
Konrad Bierl
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