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# taz.de -- das portrait: Boxerin Lena Büchner feuert gerne ihre Hände ab
Bild: Genießt die Anstrengung: Lena Büchner im RingFoto: Marc Niemeyer
Nerven behalten, Kopf ausschalten, Leistung abrufen. In Sekundenschnelle
wühlt sich Lena Büchner in den Körper ihrer Gegnerin und „feuert ihre Hän…
ab“, wie es die Boxerin selbst nennt. Der Ring ist ihre Bühne, der Kampf
ihre Performance.
„Warum haust du dich?“, fragt ihre Großmutter die 23-Jährige immer noch �…
nach über zehn Jahren Training und mehr als 80 Kämpfen. Boxen ist Lena
Büchners Lebensinhalt. Als in ihrem Heimatort Assel bei Stade ein Boxverein
öffnet, versucht sich die junge Büchner am Sandsack. „Da bin ich dann
kleben geblieben“, sagt die Profisportlerin heute.
Mit 16 Jahren wird sie Niedersachsens Meisterin und Deutsche Vizemeisterin,
kämpft sich drei Jahre später auf Platz eins bei den Deutschen
U22-Meisterschaften, seit 2019 boxt sie in der deutschen
Nationalmannschaft. Nach der Schule zieht sie zum Olympia-Stützpunkt nach
Hannover und wuppt neben dem Leistungssport noch ein Bachelorstudium in
Sozialer Arbeit. „Das Boxen hat mir den Spiegel vorgehalten“, sagt Büchner,
„dass ich etwas schaffen kann.“ Die Frage nach dem inneren Schweinehund
stellt sich für sie nicht: „Ich bin gesegnet, dass ich Spaß am Training
habe“, sagt Büchner. Zehn bis zwölf Einheiten, sechs Tage die Woche: Ihr
Trainingsplan ist eng getaktet. Morgens trainiert sie ihre Ausdauer und
Kraft, abends wird geboxt.
Dass sie sich beim Boxen verletzt, davor hat Büchner keine Angst. „Im
Leichtgewicht stecke ich zwar Schläge ein, die auch ordentlich weh tun.
Aber damals im Fußballtraining gab es mehr Verletzungen als jetzt beim
Boxen.“ Ihre Mama mag sich Büchners Kämpfe trotzdem nicht angucken: „Sie
möchte nicht sehen, wie ich Schläge abbekomme. Mein Papa ist da gelassener
– zumindest nach außen“, erzählt sie schmunzelnd. Ihre beiden Onkels
schauen jeden Kampf.
„Wenn der Arm dann am Ende eines Kampfes nicht hochgeht, ist es immer
frustrierend“, sagt die Boxerin über nicht erzielte Siege. Mit Stolz auf
ihre Entwicklung zu blicken und aus der Niederlage zu lernen, fällt ihr
besonders dann schwer, wenn sie ihre hart antrainierte Leistung im Ring
nicht abrufen konnte. Dann nimmt sie für ein paar Tage Abstand vom Boxen –
aber nicht direkt nach dem Kampf. „Du kannst nicht vom Ferrari zum Trabbi.
Du warst auf Vollspannung und machst jetzt nicht nichts“, sagt Büchners
Trainer dann. Für Lena Büchner heißt das: Lockeres Joggen, leichtes
Krafttraining für ein, zwei Tage – erst dann wird entspannt.
Und das alles auch, um nicht mental in ein Loch zu fallen, erklärt sie:
„Leistungssport ist für die Psyche gefährlich. Er ist das, was du liebst
und im Zweifel auch das, was dich kaputt macht.“ Zurzeit ist Boxen das, was
Lena Büchner liebt: „Gerade habe ich richtig viel Spaß – auch Anstrengung
und ein hartes Training, bis ich heule, kann ich genießen.“ Schon jetzt
nimmt sich die 23-Jährige fest vor, früh genug aufzuhören. Doch sie steht
gerade erst am Anfang. Lena Büchners nächstes Ziel sind die Olympische
Spiele 2024 in Paris: „Den harten Weg dahin werde ich in vollen Zügen
genießen.“ Lea Scholz
27 Nov 2023
## AUTOREN
Lea Scholz
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