# taz.de -- das wird: „Eine besondere Form der Teamarbeit“ | |
> Das Festival „Bettermakers“ zeigt Filme von jungen Menschen über | |
> Identität | |
Interview Neele Fromm | |
taz: Frau Gurevich, was macht die Zusammenarbeit am Film so besonders? | |
Bella Gurevich: Ich bemerke, dass fast alle Jugendlichen daran interessiert | |
sind, wie ein Film entsteht. Es ist eine besondere Form der Teamarbeit. Bei | |
einem regulären Kunstwerk ist vor allem der Künstler oder die Künstlerin | |
„am Werk“, es gibt meist nur eine Person, die aktiv beteiligt ist. Bei | |
einem Film ist es automatisch so, dass viele Menschen an einem Projekt | |
beteiligt sind, aber jede:r etwas anderes macht und so einen Teil dazu | |
beiträgt. Daraus entsteht etwas ganz Neues. So schaffen wir einen | |
Meinungsspiegel der jungen Menschen. | |
Können polarisierende Themen filmisch bündig dargestellt werden? | |
Gerade bei polarisierten Themen wird oft auf Komik als Stilmittel | |
zurückgegriffen. Da wir aber den Zeitrahmen auf acht Minuten begrenzen, | |
muss man sehr schnell auf den Punkt kommen. Sehr tief in die Materie gehen | |
kann man so nicht, aber es lässt sich schon mal eine Richtung andeuten. | |
Manche schaffen es aber auch, weiter in die Materie zu gehen und inhaltlich | |
viel durch einen Dialog rauszuholen. Andere wählen den Stummfilm und | |
arbeiten komplett ohne Worte. Grundlegend erlaubt die Kürze es, sich viele | |
verschiedene Meinungen im Rahmen dieser Veranstaltung anzuschauen. | |
Bezüglich der Umsetzung des diesjährigen Themas wird ganz unterschiedlich | |
gearbeitet. Von Projekten über sexuelle und Geschlechteridentität zu | |
fundamentalen Fragen wie: Wer bin ich eigentlich? Was macht mich aus? Wie | |
bin ich zu dem Menschen geworden, der ich bin? | |
Gibt es Geschehnisse, die junge Filmemacher:innen momentan vermehrt | |
bewegen? | |
Ja, aktuell dreht sich viel um Solidarität und eine verstärkte politische | |
Dimension. Heutzutage gehen Inhalte aus allen Ecken der Welt viral, die | |
gesellschaftspolitische Missstände aufdecken. Zu diesen Themen | |
positionieren sich viele junge Menschen. Früher waren es häufig Themen, die | |
gerade für die jüngeren Jugendlichen sehr weit weg schienen. Hierbei ging | |
es eher um eine spielerische Umsetzung, das waren häufig Themen mit einem | |
Bezug auf Drogen oder organisierte Kriminalität. Jetzt sind es viel | |
realistischere Themen, die näher und kritischer beleuchtet werden. Es ist | |
traurig, wenn Jugendliche eigentlich sprechfähig sind, aber keinen Kanal | |
zur Erwachsenenwelt besitzen. Diesen Kanal wollen wir eben bieten: Es | |
sitzen auch Politiker:innen, Lehrer:innen und Eltern im Saal. Es ist | |
leider nicht selbstverständlich, dass man in der Familie am Küchentisch | |
zusammen darüber spricht. | |
Gibt es ein Projekt, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist? | |
Ein bestimmtes Projekt nicht. Aber wir arbeiten gelegentlich auch mit | |
geflüchteten Jugendlichen. Obwohl die Verständigung untereinander anfangs | |
nicht ganz ausgereift scheint, klappt es immer ganz wunderbar, gemeinsam | |
einen Film auf die Beine zu stellen. Das fasziniert mich immer, dass es die | |
gemeinsame Sprache gar nicht braucht. | |
9 Nov 2023 | |
## AUTOREN | |
Neele Fromm | |
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