# taz.de -- das wird: „Wenn wir Wasser digitalisieren, sind wir tot“ | |
> Das D.O.C.H.-Kollektiv Bremen wirft einen Blick „Beyond smart home“ | |
Interview Hellen Kachler | |
taz: Frau Demuth, warum stellen Sie die Frage nach den Grenzen von | |
Automatisierung und Digitalisierung? | |
Karin Demuth: Die technische Entwicklung ist so schnell geworden. Vor zehn | |
Jahren war es nicht wichtig, ob man ein Smartphone hatte. Heute ist man | |
ohne gar nicht anschlussfähig. Die Menschen schaffen es nicht, sich mit dem | |
Thema kritisch auseinanderzusetzen, deshalb gibt es auch keinen Aktivismus. | |
Was sollte auf keinen Fall automatisiert oder digitalisiert werden? | |
Primäre Ressourcen und Bewegungen. Also, wenn ihr mein Sofa digitalisiert, | |
dann will ich das nicht. Wenn wir Wasser digitalisieren, sind wir in ein | |
paar Tagen tot. Aber ich will jetzt nicht sagen, dass alles schlecht ist. | |
Wenn man sich einsam fühlt, sind digitale Räume auch gut. | |
Wo verläuft die Linie zwischen sinnvoller und -loser Automatisierung? | |
Eine objektive Grenze festzulegen, ist schwierig. Für blinde Menschen | |
beispielsweise ist autonomes Fahren schon sinnvoll. Aber wichtig wäre auch, | |
sich bewusst zu machen, wie viel Emissionen beispielsweise die Nutzung von | |
ChatGPT verursacht. | |
Warum hat D.O.C.H. Mirte van Duppen eingeladen? | |
Wir sind ein gastfreundliches Kollektiv und laden regelmäßig | |
Künstler*innen ein. Wenn man immer nur die eigene Suppe kocht, wird es | |
langweilig. | |
Wie passen ihre Themen zusammen? | |
Van Duppen beschäftigt sich viel mit Ernährung und Landwirtschaft. In den | |
Niederlanden sind diese Prozesse noch stärker automatisiert als hier. Das | |
sieht sehr futuristisch aus. Sie zeigt das mit ihren Bildern sehr schön. | |
Warum bearbeitet D.O.C.H. diese Fragen mit analogen künstlerischen Mitteln? | |
Kunst ist ja keine Bewegung wie eine Demonstration. Aber unsere Ausstellung | |
ist partizipativ gestaltet. Sie will ein Spannungsfeld aufmachen, in dem | |
sich Menschen positionieren können und den eigenen Standpunkt auf der Linie | |
reflektieren. Um dieses Spannungsfeld noch größer zu machen, arbeitet es | |
sich oft besser mit analogen Mitteln. Es kann aber in beide Richtungen | |
aufgezogen werden. Am Samstag wird es beispielsweise einen Kochabend geben, | |
bei dem normale Gerichte und Gerichte nach KI-basierten Rezepten gekocht | |
werden. Weil die KI sagt, dass Zutaten mit den gleichen Geschmäckern gut | |
zusammen passen, gibt es dann halt Blumenkohl mit Kakao. | |
20 Oct 2023 | |
## AUTOREN | |
Hellen Kachler | |
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