# taz.de -- das wird: „Wir zeigen unsere Leidenschaft für die Graffiti“ | |
> Das Festival „Hidden Treasure“ zeigt im Bremer Quartier Überseeinsel drei | |
> Tage lang Graffiti und Urban Art | |
Interview Jonas Frankenreiter | |
taz: Herr Stöcker, ein Graffiti-Festival im neu entstehenden Bremer | |
Quartier Überseeinsel – wie ist es dazu gekommen? | |
Peter Stöcker: Die Idee zum Festival „Hidden Treasure“ ist aus Leidenschaft | |
gegenüber unserer Kunst und der Community gewachsen. Ich habe eine Agentur | |
für Urban Art, Lucky Walls, und bin darüber hinaus auch frei künstlerisch | |
tätig. Ich habe dann mal auf der Überseeinsel gefragt, ob es eine Fassade | |
gibt, die ich gestalten könnte. Die Fassade habe ich unkompliziert bekommen | |
und davor ein wahnsinnig schönes, verwunschenes Gelände entdeckt und | |
vorgeschlagen, dort ein Festival zu veranstalten. | |
Wie sind Sie zu Ihrem Beruf und zur Kunst gekommen? | |
Ich bin über meine größeren Brüder mit Hip-Hop in Berührung gekommen und | |
dadurch auch mit Graffiti und habe mit zehn Jahren angefangen zu sprühen. | |
Da ist man über die Jugend hinweg reingewachsen, bei mir ging es relativ | |
schnell in Richtung Auftragsmalerei. Diese hab ich im Anschluss an mein | |
Design-Studium zum Beruf gemacht. Seit 2011 hab ich meine Agentur und | |
gestalte deutschlandweit Fassaden und Wände. | |
Ist das Festival auch Promotion für die Überseeinsel? Das Projekt wirbt ja | |
ausdrücklich damit, Unternehmen, Wohnen und Kultur miteinander zu | |
verbinden. | |
Wir sind weit davon entfernt, für die Überseeinsel zu sprechen. Ich finde | |
das Projekt aber spannend, weil das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle | |
spielt. Und hierbei wird eben auch kulturelle Nachhaltigkeit bei der | |
Entwicklung dieses Quartiers frühzeitig mitgedacht. Das ist etwas, was ich | |
in Neubauprojekten oft vermisse. | |
Wie stehen Sie zu Graffiti im öffentlichen Raum? | |
Um das weiter zu fassen: Kunst im öffentlichen Raum finde ich eine | |
spannende und wichtige Sache, die Städte und Lebensräume aufwertet, die | |
inspirieren kann und Diskussionen fördern kann. Meines Erachtens gibt es | |
nicht die eine Szene, sondern viele verschiedene Akteure, die | |
unterschiedliche Ansichten, Stile und Ansätze haben, und da finde ich | |
manche spannender als andere. | |
Gibt es ein Spannungsverhältnis zwischen einerseits der Subversion von | |
Graffiti und der Nutzbarmachung von Kunst im öffentlichen Raum? | |
Ich finde es immer schön, wenn Dinge einen Nutzen haben. Gleichzeitig weiß | |
ich aber auch, dass es Graffiti-Hardliner gibt, die das anders sehen. Zu | |
denen gehören wir nicht. Das ist einfach ein anderes Spielfeld, auf dem wir | |
uns bewegen. Um noch mal auf das Thema Szene zu kommen, es gibt weltweit | |
sehr viele Künstlerinnen und Künstler, die viel auf Festivals unterwegs | |
sind und einer legalen Form von Graffiti nachgehen, die Städte gestalten. | |
Da sehe ich mich eher. | |
Das Motto des diesjährigen Festivals lautet: „We bring the Heat“. Was ist | |
darunter zu verstehen? | |
Das bedeutet für mich: Wir bringen die Energie, zeigen unsere Leidenschaft, | |
unsere Kunst, aber auch die Energie, die entsteht, wenn Musik auf bildende | |
Kunst trifft. Jeder Künstler ist aber frei darin, den Titel selbst und frei | |
zu interpretieren. Wir beschwören damit auch ein wenig das gute Wetter, | |
nachdem das „Hidden Treasure“ im letzten Jahr eine ziemlich feuchte | |
Angelegenheit war. | |
17 Aug 2023 | |
## AUTOREN | |
Jonas Frankenreiter | |
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