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# taz.de -- die dritte meinung: Bei jedem Feindbild muss bedacht werden, dass e…
Propaganda ist das gezielte Beeinflussen der Wahrnehmung, besonders
geeignet, um von der Erforderlichkeit eines Krieges zu überzeugen. Sind wir
dem täglich ausgesetzt? Bereits in den Jahren der Pandemie fiel es schwer,
gewichtige Argumente aus der Masse von Informationen herauszufiltern. Nun
erleben wir mit dem Krieg in der Ukraine eine ähnliche jahrelange
alltägliche Informationsflut, wobei Söldnermeinungen ebenso akribisch
dargetan werden wie jedwede militärische Entwicklung in Orten, deren Namen
die wenigsten je gehört haben. Konkret geht es um einen militärischen
Konflikt zweier Nachbarstaaten, dessen Tragweite mehr und mehr ausufert.
Nach dem „kalten Krieg“ hatte man sich fast daran gewöhnt, dass ein
konkreter militärischer Konflikt für Deutschland in weite Ferne gerückt
ist. Die Gefahr schien einstweilen gebannt. Jetzt aber denkt man wieder an
Atomschutzbunker, Notreserven, Wehrpflicht. Wir sind verängstigt.
Der Spruch „Stell dir vor es ist Krieg und niemand geht hin“, sollte nicht
in Vergessenheit geraten. Wir alle sind derzeit in erheblichem Umfang mit
Schwarz-Weiß-Malerei konfrontiert, mit Feindbildern, die ganze Nationen
pauschal erfassen und die Menschlichkeit immer mehr in den Hintergrund
treten lassen. Solidarität ist wichtig, aber ein solcher Zusammenhalt, der
sich nur um nationale Identität dreht und gegen den gemeinsamen nationalen
Feind gerichtet ist, bleibt brandgefährlich, im wahrsten Sinne des Wortes.
Längst hat sich die Spirale des Misstrauens hochgeschraubt. Welche Ausmaße
das erreichen wird, ist ungewiss. Der Sensationslust sollte ebenso
entgegengewirkt werden wie den Gaffern bei Autounfällen. Gefragt sind hier
die Medien, die nicht durch Sensationsmeldungen Interesse erhaschen
sollten. Dahin sollte die öffentliche Meinung gehen. Bei jedem Feindbild
muss bedacht werden, dass es sich um Menschen handelt. Es gibt keinen
anderen Weg als Sachlichkeit und Menschlichkeit, um aus dem mittlerweile
zur Gewohnheit gewordenen Sog von Hass und Angst zu entrinnen.
13 Jul 2023
## AUTOREN
Andreas Gran
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