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# taz.de -- Makkabi holt Landespokal
> Berliner Pokal-Finale TuS Makkabi Berlin gegen SV Sparta Lichtenberg
> endet mit 3:1 in der Verlängerung
Von Martin Krauss
Wolfgang Sandhowe war nur gut drauf. Nichts trübte die gute Laune des
69-jährigen Fußballtrainers. Mit 3:1 in der Verlängerung hatte der von ihm
trainierte TuS Makkabi am Samstag gegen den SV Sparta Lichtenberg den
Berliner Landespokal gewonnen. Der jüdische Verein ist nun im Lostopf für
die nächste Hauptrunde im DFB-Pokal, wo die großen Namen warten. Aufgeräumt
berichtete Sandhowe, vor dem Spiel habe ihn ein Makkabi-Vorstand gefragt,
ob er Geschichte schreiben wolle: den ersten Pokalsieg eines jüdischen
Vereins einfahren.
Beim Finale im Mommsenstadion im Westend spielten mit Makkabi ein
fünftklassiger Verein und mit Sparta ein sechstklassiger Verein, der gerade
die Landesliga als Berliner Meister gewonnen hatte. Sandhowes
Trainerkollege Dragan Kostic haderte denn auch ein bisschen, denn sein Team
habe die einmalige Chance gehabt, „als Sechstligist das Double zu holen“:
Berliner Meister und Berliner Pokal.
Eine unglückliche Szene verhinderte das mit dem Pokal. Lange hatte das
meist defensiv agierende Sparta ein Unentschieden gehalten, doch in der
118. Minute wurde Makkabi einen Freistoß aus etwa 18 Metern zugesprochen:
Der eingewechselte Can Sakar drosch den Ball an die Latte, von dort prallte
der Ball auf den Rücken des Sparta-Spielers Lukas Noack – und von dort ins
Tor.
Dieser Treffer kippte das Spiel. Später fiel noch das 3:1 durch Kiyan
Soltanpour, doch bis zum Eigentor hatten beide Teams tatsächlich „auf
Augenhöhe“ gespielt, wie Sandhowe es ausdrückte. Durch einen Foulelfmeter
in der 13. Minute war Sparta 1:0 in Führung gegangen. Tim Häußler von
Makkabi hatte Mohamed Saloun Toure im Zweikampf kurz vor dem Tor mit der
Hand ins Gesicht gegriffen. Toure musste behandelt werden, derweil hämmerte
Sparta-Stürmer Daniel Hänsch den Ball ins Makkabi-Tor. Lange hatte Makkabi
gebraucht, um wieder mit genügend Druck ins Spiel zukommen, aber in der 51.
Minute waren sie wieder da: viel Gedrängel, eine unklare Szene, dann ein
saftiger Schuss durch Häußler, der traf. So ging es in die Verlängerung,
und kurz bevor das Elfmeterschießen drohte, gelang Makkabi der Siegtreffer
durch Noacks unglückliches Eigentor.
„Für den Verein ist das etwas Historisches“, kommentierte Makkabi-Kapitän
Doron Bruck den Sieg, „wir sind zum ersten Mal so weit gekommen. Gerade mit
der Geschichte, die wir hier haben: Vor 75 Jahren war der Verein verboten.“
Den Hauch von großer Sportgeschichte, den Bruck ausmachte, spürte auch
Gegner Sparta. Auch dieser Verein war im NS-Regime verboten. Während das
Berliner Makkabi-Team die beste jüdische Fußballmannschaft in Deutschland
darstellt, ist Sparta einer der ganz wenigen Vereine aus dem
kommunistischen Arbeitersport, die heute noch mit Erfolg im Ligafußball
mitmischen.
Und zur Sportgeschichte gehört auch, dass beide Klubs auf dem Weg ins
Finale höherklassige Traditionsvereine rauswerfen konnten: zuletzt den FC
Viktoria durch Makkabi und den BFC Dynamo durch Sparta.
5 Jun 2023
## AUTOREN
Martin Krauss
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