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# taz.de -- das portrait: Pia Wölflspielt Rugby – aber unter Wasser
Bild: Ein harter Sport, den Pia Wölfl da treibt: Unterwasser-Rugby, auch in ge…
Alle 20 Sekunden geht Pia Wölfl die Luft aus. Dann taucht sie mit ihrem
Schnorchel auf, nimmt zwei, drei Atemzüge, bringt ihren Puls wieder runter.
Ihr Kopf bleibt unter Wasser, sonst verpasst sie das Spielgeschehen. Denn
Wölfl spielt die einzige Sportart im dreidimensionalen Raum:
Unterwasser-Rugby.
Zwei Teams, zwei Körbe, ein Ball – das Prinzip klingt einfach. Wäre da
nicht das über vier Meter tiefe Becken: „Meine Gegner kommen aus allen
Richtungen, nicht nur von links und rechts wie in anderen Sportarten,
sondern auch von oben und unten“, sagt Wölfl vom DUC Hamburg. Das verlangt
der Leistungssportlerin einiges ab: „Beim Unterwasser-Rugby braucht es
nicht nur ein gutes Ballgefühl, einen langen Atem und ausreichend Kraft. In
dem Getümmel unter Wasser orientiert zu bleiben, das ist essentiell.“
Leistungssport, ohne aus der Puste zu kommen: Was sich für viele
gegenseitig ausschließt, kennt Pia Wölfl, seit sie ein Kind ist.
Aufgewachsen als Schwimmerin verbrachte sie ihre halbe Kindheit im Wasser.
Mit 19 Jahren sah sie in Chemnitz zum ersten Mal eine Gruppe von
Unterwasser-Rugbies. Nur wenige Wochen später zog sie das erste Mal ihre
Flossen an, setzte die Tauchmaske auf – und tauchte ab.
Auch nach neun Jahren Unterwasser-Rugby bleibt Wölfl nicht länger als 20
Sekunden unter Wasser. „Im Spiel ist es wichtig, nicht lange an der
Wasseroberfläche Pause machen zu müssen, weil ich in dieser Zeit für mein
Team nicht anspielbar bin“, erklärt die Hamburgerin. „Zwei, drei Atemzüge
reichen, damit ich unter Wasser wieder Vollgas geben kann.“
Vollgas geben, das ist, was die 28-Jährige gut kann. Durch ihr jahrelanges
Schwimmtraining zieht sie im Becken an ihren Gegner:innen vorbei.
Anfangs fiel es ihr nicht leicht, in den kontaktvollen Kampf mit ihnen zu
gehen. „Ich bin eher zurückhaltend. Dass ich einfach auf die Gegner
zuschwimmen und sie aus dem Weg räumen kann, das musste ich mich erst mal
trauen.“
Heute weiß Wölfl: Auch das kann sie. Gerade im Team der Frauen-Bundesliga
geht sie gerne offensiv in den Körperkontakt. Und wenn sie in der
gemischten Bundesliga-Mannschaft spielt? „Als Frau in der gemischten
Liga-Mannschaft setze ich eher auf Agilität und Spielübersicht“, sagt
Wölfl.
Der Kalender der Bundesligistin ist prallvoll. In der Woche arbeitet sie
als Medizintechnik-Ingenieurin und trainiert beim DUC Hamburg. Am
Wochenende ist sie bei Auswärtsspielen, internationalen Wettkämpfen oder in
Trainingscamps. „Das geht zwar ins Geld, aber ich finde es gut, dass meine
Sportart nicht kommerzialisiert ist“, meint Wölfl. Dadurch brauche es zum
Mitspielen etwa keine professionelle Ausrüstung: „Die Bänder für den
Schnorchel und die Tauchmaske basteln wir zum Beispiel selbst.“
Pia Wölfl geht es beim Unterwasser-Rugby nicht um Top-Leistung und
Siegprämien. Natürlich würde sie gerne mal zur Weltmeisterschaft fahren und
auch in der Nationalmannschaft mitspielen, wie sie es schon beim
Unterwasser-Hockey macht. Doch eigentlich möchte sie nur eines: Spaß haben.
„Ich liebe es am Sonntagabend fix und fertig nach Hause zu kommen und zu
wissen: Wir haben gut gespielt, gegessen und gefeiert.“ Lea Scholz
12 Jun 2023
## AUTOREN
Lea Scholz
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