# taz.de -- Praktiker:innen für die Transformation | |
> Die Azubis4future wollen mehr Klimaschutz in die Ausbildung bringen – und | |
> mehr Praxis in die Klimabewegung. Als angehende Fachkräfte werden sie | |
> sich künftig um die Umsetzung des Klimaschutzes kümmern | |
Bild: Die Azubis4Future mit Nora Baacke (hinten Mitte) und Lucie Wähler (vorne… | |
Von Martin Kaluza | |
Lucie Wähler und Nora Baacke sind Auszubildende in Berlin. Sie stecken | |
mitten in ihren Abschlussprüfungen, Wähler in Garten- und Landschaftsbau, | |
Baacke als Erzieherin. Daneben engagieren sich beide bei den Azubis4future. | |
Die Initiative setzt sich dafür ein, dass die Themen Nachhaltigkeit und | |
Klimakrise in der Ausbildung stärker verankert werden. Aber es geht auch um | |
klimaschonende Materialien, nachhaltige Arbeitsprozesse sowie bessere | |
Arbeitsbedingungen und eine höhere Vergütung für Azubis. „Wir sind es, die | |
als Fachkräfte in den kommenden Jahren die gesellschaftliche Transformation | |
realisieren müssen – und das wollen wir auch“, heißt es in der | |
Selbstbeschreibung der Initiative. | |
Azubis4future verschaffen damit einer Gruppe Gehör, die einen großen Teil | |
des gesellschaftlichen Wandels der nächsten Jahre tragen wird, aber bislang | |
kaum wahrgenommen wird. „Außerdem bekämpfen wir den Fachkräftemangel, indem | |
wir die Ausbildung für junge Leute interessanter machen“, erklärt Lucie | |
Wähler. | |
Ob Klimaschutz überhaupt in der Ausbildung thematisiert wird, ist derzeit | |
Glückssache. „Es hängt vom Lehrer oder der Lehrerin ab. Wenn sie sich für | |
Klimaschutz interessieren, kommt es vor. Aber es ist nicht wirklich in die | |
Unterrichtsinhalte integriert“, sagt Nora Baacke. In ihrer Ausbildung zur | |
Erzieherin etwa werde das Thema viel zu allgemein behandelt. „Natur und | |
Nachhaltigkeit sind zwar ein Thema im Berliner Unterrichtsprogramm, aber da | |
geht es vor allem um die Wertschätzung der Natur. Man zeigt den Kindern, | |
dass die Natur schön ist. Aber man spricht zu wenig darüber, wie sie von | |
uns Menschen zerstört wird und was man konkret dagegen tun kann.“ | |
Wähler, Baacke und ihre Mitstreiter:innen arbeiten in zwei Richtungen: | |
Sie wollen mehr Klimaschutz in die Ausbildung bringen und mehr Praxis in | |
die Klimaschutzbewegung. „Wir sehen unsere Initiative irgendwo zwischen den | |
Gewerkschaften und der großen Klimabewegung wie Fridays4future. Bei FFF | |
sind viele Schüler:innen und Studis, die mit der Arbeitswelt noch gar | |
nicht in Kontakt kommen. Wir dagegen erleben täglich auf der Arbeit ganz | |
andere Dinge und können deshalb auch konkretere Forderungen stellen.“ | |
Für die sehr akademisch geprägte Klimaaktivist:innenszene sind die | |
Azubis4future eine Bereicherung. Vertreten sind Bürojobs, soziale Berufe | |
und Handwerk – eine bunte Mischung an Berufen, die allesamt in der | |
Klimabewegung bislang nicht so präsent sind. „Als Arbeiter:in ist man | |
direkt am Punkt, an dem man etwas beeinflussen kann. Man kann direkt etwas | |
bewegen im eigenen Beruf. Ich kann zum Beispiel Kunden erklären, dass sie | |
keine klimaschädliche Torferde verwenden müssen, sondern dass es auch | |
anders geht“, sagt die angehende Landschaftsgärtnerin Wähler. | |
Die Initiative will auch die Ausbildungsbedingungen verbessern. „In einigen | |
Branchen wird die Ausbildung gar nicht vergütet. Dabei werden wir manchmal | |
wie eine Fachkraft eingesetzt“, sagt Baacke. Sie selbst durchläuft eine | |
vierjährige Ausbildung mit Abitur. Im vierten Jahr müssen die Azubis | |
Praktika machen, unbezahlt. Azubis4future setzen sich für eine allgemeine | |
Ausbildungsumlage ein, die es bislang nur in wenigen Branchen gibt: Alle | |
Unternehmen zahlen in einen Topf ein, egal ob sie ausbilden oder nicht. | |
Diejenigen, die nicht ausbilden, ermöglichen damit kleineren Unternehmen, | |
die sich sonst keinen Azubi leisten könnten, auszubilden. Die Initiative | |
trifft sich regelmäßig mit der DGB-Jugend und plant bereits gemeinsame | |
Aktionen zu dem Thema. | |
Noch ist die Initiative klein, bundesweit zählt sie nur knapp zwanzig | |
Aktive, ein Großteil davon in Berlin. Wähler, Baacke und ihre | |
Mitstreiter:innen knüpfen Kontakte, nehmen an Podiumsdiskussionen teil, | |
sprechen mit Gewerkschaften und Abgeordneten, Betrieben und Berufsschulen. | |
Alles ehrenamtlich und ohne für Demos, Auftritte oder Diskussionsrunden | |
freigestellt zu werden – das ist übrigens eine weitere Forderung: dass | |
Azubis für Engagement freigestellt werden können und nicht ihren Urlaub | |
opfern müssen. | |
Das Preisgeld würde Azubis4future vor allem dazu einsetzen, auch außerhalb | |
Berlins Ortsgruppen aufzubauen. Es fehlt an Plakaten und Flyern. „Außerdem | |
wollen wir Workshops machen“, sagt Baacke, „in denen Azubis über ihre | |
Rechte aufklärt werden und gezeigt wird, wie sie in ihren Berufsalltag mehr | |
Klimaschutz integrieren können.“ | |
Mehr Infos: [1][azubis4future.de] | |
13 May 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://azubis4future.de/ | |
## AUTOREN | |
Martin Kaluza | |
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