# taz.de -- kritisch gesehen: „bienen. ein naturschauspiel“ am theater brem… | |
Bild: Irgendwann in glänzendes Stepp-Schwarz verpuppt: das „Bienen“-Ensemb… | |
Wenn der Mensch über die Natur spricht, ist er oft ganz bei sich. Er | |
versieht mit Zweckhaftigkeit, was sich eigentlich eher als Resultat von | |
Zufällen ergibt, wenn man es wissenschaftlich betrachtet. So geht die Rede | |
dann von Gleichgewichten und Systemen, von Überlebensinteressen, aber auch | |
Emotionen, wenn schon nicht von einem Bewusstsein. Über die etwaige | |
Beschaffenheit eines Geisteslebens von Tieren wissen wir Menschen bislang | |
allerdings kaum etwas. | |
Wenn, zum Beispiel, die Königin des Bienenvolks in dem neuen Stück von | |
Regisseur Felix Rothenhäusler und Dramaturgin Theresa Schlesinger in | |
Aufregung gerät – ist das dann schlicht physischer Stress, Reiz und | |
Reaktion? Oder hat die Königin ein echtes Bewusstsein ihrer eigenen | |
Situation? Und wenn Bienen tanzen, tun sie das nur, um zu kommunizieren, wo | |
sich Nahrungsquellen finden lassen? Wollen sie anderen Lebewesen vielleicht | |
auch eine Freude bereiten oder gemeinsam in einen Trance-Zustand geraten? | |
Von dieser Rätselhaftigkeit, aber auch der immer wieder faszinierenden | |
Komplexität dessen, was uns als Umwelt umgibt, berichtet implizit und | |
ausdrücklich „Bienen. Ein Naturschauspiel“ am Bremer Theater. Über weite | |
Strecken wie aus dem Lehrbuch, nicht jedoch ohne Poesie; lehrreich, ohne | |
aber belehrend zu wirken. | |
Vom Frühlingserwachen bis zum Winterende spannt sich in gerade mal einer | |
Stunde der dramaturgische Bogen, der in seinem geradezu sachlichen Duktus | |
allerdings wenig dramatisch gerät. Das hingegen sehr reale Drama um die | |
Bienen, vor allem deren Sterben, ist bekannt. Auf der Bühne nun entfaltet | |
sich vielmehr ein Abend, der typisch für Felix Rothenhäusler ist: Formal | |
streng und konzentriert wie immer entwickelt der Regisseur sein Thema. | |
Shirin Eissa, Irene Kleinschmidt, Siegfried W. Maschek und Matthieu | |
Svetchine aus dem Schauspielensemble sowie die Tänzer*innen Alexandra | |
Llorens und Andy Zondag bewegen sich durch den Raum, wie zufällig; zunächst | |
in Unterwäsche, später in einer schwarz glänzenden Stepp-Verpuppung, die | |
sich auch in den schwarzen Rosen spiegelt, die über Sitzreihen und eine | |
runde Spielfläche in der Mitte des Raums verteilt sind. Die Musiker Jo | |
Flüeler und Moritz Widrig an Cello und Tasteninstrumenten produzieren dazu | |
dezent schimmernde Klangflächen, das Ensemble singt Choräle. | |
Das alles lässt dem Publikum Zeit und Raum, darüber zu meditieren, wie | |
fragil die materielle Grundlage allen Lebens ist; auch des menschlichen. | |
Andreas Schnell | |
Weitere Termine: Di, 25. 4.; 6, 16. + 23. 5., Theater Bremen, Kleines Haus | |
25 Apr 2023 | |
## AUTOREN | |
Andreas Schnell | |
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