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# taz.de -- Hotel oder Strand?
Aus Kreta Chrisea Wilkens
Mit der Coronapandemie erlebte die Tourismusbranche eine tiefe Krise. Im
Sommer 2022 ging es wieder aufwärts. Die Saison lief sogar besser als das
Rekordjahr 2019. Dieses Jahr wird ein weiterer Rekord erwartet, trotz des
großen Mangels an Arbeitskräften. In ganz Griechenland sind 80.000 Stellen
unbesetzt. Die griechische Regierung will mit Visa-Erleichterungen Personal
aus Bangladesch, Pakistan, Indien und Ägypten anwerben.
Rund 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukts Kretas kommen aus der
Tourismusbranche, so die Schätzungen. Die Anzahl der Bauprojekte auf der
Insel hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Auch der Grundstückswert
ist gestiegen, hauptsächlich ausländische Käufer können sich die Preise
leisten. Insbesondere in den Wintermonaten wird heftig gebaggert und
gebaut, auch in sensiblen ökologischen Gebieten. 2019 wurde Griechenland
vom Europäischen Gerichtshof verurteilt, weil es systematisch und in großem
Umfang seinen Verpflichtungen zum Schutz wichtiger Lebensräume und Arten
nicht nachgekommen ist. „Die Natur steht unter Beschuss“, warnt ein
Biologe, der seit Jahrzehnten den Druck des unkontrollierten Tourismus auf
Biotope in Kreta beobachtet.
Doch auch Proteste nehmen zu. Im Urlaubsort Plakias wendet sich eine starke
Bewegung gegen die Pläne, die Felswand Paligremos – ein nationales Natur-
und Kulturerbe – in eine touristische Anlage zu verwandeln. Mehr als 40.000
Menschen haben bereits eine Petition dagegen unterschrieben. Bedroht ist
auch die Region Stavros in Chania, die durch den Film „Alexis Zorbas“
berühmt wurde. Ein großer Teil des Bergs steht zum Verkauf für
Hotelinvestoren. Gleichzeitig kämpfen hier BürgerInnen gegen den Bau einer
Abwasserpumpstation nur wenige Meter hinter dem Strand sowie in einem
archäologischen Gebiet.
In Heraklion stellt sich eine Initiative gegen den Bau des neuen Flughafens
im Ort Kastelli. Er soll über die doppelte Kapazität des aktuellen
verfügen, der seit Jahren überlastet ist wegen des wachsenden Stroms an
Urlaubern. Die Bürgerinitiative behauptet, dass die neue
Umweltverträglichkeitsprüfung die wahren Auswirkungen auf Wirtschaft,
Umwelt und Klima in der Region verschweigt oder lügt. Die Studie diene
nicht dazu, Menschen und Umwelt zu schützen, „sondern das Projekt vor den
Umweltgesetzen zu schützen“, so die AktivistInnen.
28 Apr 2023
## AUTOREN
Chrissi Wilkens
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