# taz.de -- tazđŸthema: Kampf gegen den Feind im Kopf | |
> Neue TherapieansÀtze gegen bösartige Gehirntumoren stehen im Mittelpunkt | |
> der Forschung | |
Zurzeit leiden fast 40.000 Menschen in Deutschland an Krebs im Gehirn. | |
Hirntumoren gehören damit zu den seltenen Krebserkrankungen â zum | |
Vergleich: Die DarmkrebsfÀlle liegen bei rund 250.000 FÀllen. Es sind 130 | |
verschiedene Formen von Hirntumoren bekannt, die sich durch ihre | |
Lokalisation, das Ausgangsgewebe und die Geschwindigkeit ihrer Ausdehnung | |
unterscheiden. DarĂŒber hinaus gibt es Hirnmetastasen, die von | |
Krebserkrankungen anderer Organe ausgehen. Ebenso vielfÀltig wie die | |
Tumorarten sind die Symptome â von SchwindelanfĂ€llen, Hör- und Sehstörungen | |
bis hin zu neurologischen AusfÀllen und PersönlichkeitsverÀnderungen. Zur | |
Behandlung werden neben der operativen Entfernung Chemo-, Immun- und | |
Strahlentherapie eingesetzt. | |
Im Gegensatz zu den meisten anderen Krebsarten haben sich fĂŒr bösartige | |
Hirntumoren bisher keine eindeutigen Ursachen feststellen lassen. | |
Umweltfaktoren, Viren oder der persönliche Lebensstil scheinen keinerlei | |
Einfluss auf die Entstehung der Tumoren zu haben. Einige erbliche | |
Krankheitsbilder wie Neurofibromatose erhöhen das Risiko, ebenso eine | |
vorangegangene Strahlentherapie. Die BefĂŒrchtung, dass intensive | |
Handynutzung Krebs auslösen könne, wurde durch eine breit angelegte Studie, | |
die âUK Million Women Studyâ, die ĂŒber mehr als 20 Jahre lief, entkrĂ€ftet. | |
Die Energie der Handy-Strahlung reicht nicht aus, um die DNA in den | |
Zellkernen direkt zu schÀdigen. | |
Bei der Erforschung der effektiven Behandlung bösartiger Tumoren des | |
Gehirns gab es in den letzten Jahren vielversprechende neue AnsÀtze. Im | |
Mittelpunkt vieler Projekte stehen bestimmte Tumorarten wie die | |
Glioblastome, die sich pilzförmig ausbreiten. Es ist fast unmöglich, sie | |
operativ zu entfernen. Auch intensive Chemo- und Strahlentherapien sind oft | |
wirkungslos. Der deutsche Mediziner Frank Winkler erhielt im vergangenen | |
Jahr den Deutschen Krebspreis, weil er nachweisen konnte, dass die | |
Tumorzellen in einem groĂen Netzwerk miteinander kommunizieren, | |
ĂŒberlebenswichtige Stoffe austauschen und sich so einer Strahlen- oder | |
Chemotherapie entziehen können. DarĂŒber hinaus empfangen die Tumorzellen | |
direkte Signale von gesunden Nervenzellen â auf diese Weise kann der Krebs | |
schneller wachsen. Diese Erkenntnisse bieten AnsĂ€tze fĂŒr neue Therapien. | |
Auch die Stammzellforschung könnte Tumorpatient:innen nutzen. Wenn | |
die Stammzellregulation des Gehirns entschlĂŒsselt wird, lieĂe diese | |
Produktion sich im Falle einer Krebserkrankung herabzusetzen und das | |
Wachstum des Tumors stoppen. | |
Angesichts der komplexen Entstehungsmechanismen bösartiger Hirntumoren | |
gewinnt auch Vorbeugung an Bedeutung. Nach dem Vorbild des amerikanischen | |
Brain Health Network möchte die Deutsche Gesellschaft fĂŒr Neurologie auch | |
in Deutschland gegen altersassoziierte Hirnerkrankungen die âSĂ€ulen der | |
Hirngesundheitâ in den Fokus rĂŒcken: Geistige und körperliche AktivitĂ€t, | |
ErnÀhrung, guter Schlaf und Darmgesundheit reduzieren das Demenzrisiko. Ein | |
âgesundes Gehirnâ könnte auch die AbwehrkrĂ€fte gegen Krebserkrankungen | |
steigern. Cordula Rode | |
4 Feb 2023 | |
## AUTOREN | |
Cordula Rode | |
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