# taz.de -- das wird: „Wir fragen uns, was Pathos heute sein kann“ | |
> Die Gruppe James & Priscilla bringt Juan S. Guses Endzeitroman „Miami | |
> Punk“ ins Theater | |
Interview Andreas Schnell | |
taz: Herr Tibbe, mit Ihrer Gruppe James & Priscilla bringen Sie Juan S. | |
Guses Endzeit-Roman „Miami Punk“ auf die Bühne. Ist es Zufall, dass der | |
Autor wie Sie in Hildesheim studiert hat? | |
Jasper Tibbe: Wir wollten aus einem großen Roman einen Stücktext | |
kondensieren. Es gab mehrere Romane, die wir uns gegenseitig vorgeschlagen | |
haben, und das war das Buch, das uns am besten gefallen hat. Wir haben auch | |
gar nicht zur gleichen Zeit studiert wie Guse. | |
Im Roman spielen digitale Räume eine große Rolle. Sie holen diese Welten in | |
die analoge Welt der Bühne zurück. Was ist der Reiz daran? | |
Wir interessieren uns schon länger für die Frage nach Authentizität. Im | |
Theater sieht man Dinge, die man im Digitalen nicht sehen würde, weil es | |
auf einmal so karg ist oder der Unterschied sichtbar wird, dass auf einmal | |
jemand vor dir steht. | |
Es bewirkt also auch Distanz, weil man sich sozusagen danebenstellt? | |
Genau. Der Roman macht viel Spaß, weil er in alle Ecken geht und ein großes | |
Bild ergibt. Wir haben dann probiert, das auf eine andere Art zu erzählen | |
und dadurch eine andere Distanz und Sichtbarkeit auf die Zusammenhänge zu | |
bekommen. | |
Sie haben vergangenes Jahr schon ein Computerspiel zu dem Roman entwickelt. | |
Wie kam es dazu? | |
Das Spiel ist ein typisches Corona-Projekt. Wir hatten die Premiere | |
verschieben müssen. Dass ein Spiel Teil der Inszenierung wird, war schon | |
vorher klar. Dass es aber als Spiel auch für andere spielbar wird, kam | |
später dazu. Damit wollten wir auch die Wartezeit bis zur Premiere | |
verkürzen. | |
Sie beziehen sich auf den Begriff des Pathos. Was bedeutet es für Sie? | |
Für uns ist das von Anfang an Teil des Konzepts. Einerseits liegt uns das, | |
was viele darunter verstehen, auch von unserer Form her relativ fern, | |
andererseits fragen wir uns, was Pathos heute sein kann. Wir stellen das | |
Pathos nicht schauspielerisch dar, sondern nehmen Popmusik als Soundtrack, | |
wodurch die vielleicht relativ nüchtern vorgetragenen Texte atmosphärisch | |
aufgeladen werden und durch diese Gleichzeitigkeit eine Form von Pathos | |
entsteht. Ein bisschen wie im Film. | |
25 Jan 2023 | |
## AUTOREN | |
Andreas Schnell | |
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