# taz.de -- berliner szenen: In meinen clubbigsten Klamotten | |
Zehn Jahre waren vergangen, seit ich das letzte Mal im Berghain war. | |
Zugegeben, ich war noch nie so die Club-Gängerin, insgesamt habe ich nicht | |
mehr als zehn Dancefloor-Clubs von innen gesehen. Dieses Jahr, nach den | |
Lockdowns, nach dem Älterwerden, wollte ich es noch einmal wissen. So zog | |
ich an jenem Freitag im Dezember die clubbigsten Klamotten an, die mein | |
Kleiderschrank so hergab, und ging mit meinem Freund erst mal auf eine | |
Privatparty, bis wir gegen zwei Uhr tatsächlich gen Berghain zogen. | |
Uns angeschlossen hatte sich ein weiterer Partygast, den weder mein Freund | |
noch ich kannten. Aber egal, dachten wir, ohne daran zu denken, dass zwei | |
Männer und eine Frau nicht die allerbeste Kombi sind, um ins Berghain zu | |
gelangen. Als wir uns dem riesigen Betonklotz näherten, traute ich meinen | |
Augen nicht: Wir waren tatsächlich die einzigen Leute vor dem Club, keine | |
Schlange, nichts. Misstrauisch liefen wir weiter. Immerhin dröhnte Bass aus | |
dem Berghain. Kurz diskutierten wir, ob wir den geschlängelten Weg der | |
Absperrungszäune, der ja eigentlich nur für Andrang gedacht war, nehmen | |
sollten – oder an den Absperrungen einfach vorbei. Wir entschieden dann, | |
dem Schlangenweg zu folgen, warum auch immer. | |
Es muss sehr lächerlich ausgesehen haben, wie wir uns zu dritt den freien | |
Weg bahnten zum Türsteher, der uns erst musterte und mich dann mit ernster | |
Stimme fragte: „Wie viele seid ihr?“ Ich musste lachen über den | |
vermeintlichen Scherz, gab dennoch zur Antwort: „Wir sind zu dritt.“ Der | |
Türsteher fand das alles ganz und gar nicht lustig und wünschte uns mit | |
einer Schert-euch-zum-Teufel-Handbewegung eine gute Nacht. Die hatten wir | |
dann auch noch paar Ecken weiter im Kater Blau. Vor dem Kater, der nach der | |
Clubnacht auf mich lauerte, war ich allerdings nicht gefeit. Eva | |
Müller-Foell | |
27 Dec 2022 | |
## AUTOREN | |
Eva Müller-Foell | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |