# taz.de -- das wird: „Der Kaffeepreis muss gut sein“ | |
> Ein Seminar klärt über Wege des Kaffees auf. Und darüber, wie er mit | |
> illegalisierten Drogen konkurriert | |
Interview Jasper von Römer | |
taz: Martin Mäusezahl, was ist das Schönste an Kaffee? | |
Martin Mäusezahl: Das Schönste für mich sind die Begegnungen mit den | |
Produzent*innen und die Gewissheit, dass wir ihnen einen Preis zahlen | |
können, der ihnen und ihren Familien ein einigermaßen gutes Leben | |
ermöglicht. Wir importieren Kaffee von Kooperativen der zapatistischen | |
Bewegungen in Chiapas in Mexiko und von der Cencoic, eine Kooperative, die | |
aus der indigenen Bewegung heraus [1][in Cauca in Kolumbien] Anfang der | |
1980er-Jahre gegründet wurde. | |
Was ist das Schlimmste an Kaffee? | |
Der kapitalistisch organisierte Weltmarkt, der dafür sorgt, dass einem | |
Großteil der Produzent*innen die Bedingungen für eine Grundsicherheit | |
fehlen und sie ihre Produktionskosten nicht wieder rein bekommen. Man | |
könnte auch sagen: Die auf kolonialen Strukturen basierende Ausbeutung ist | |
das Schlimmste. | |
Unter welchen Umständen wird der Kaffee im Cauca angebaut? | |
Es gibt ein sehr großes Problem im Cauca und auch in ganz Kolumbien, weil | |
fast kein landwirtschaftliches Produkt ein ausreichendes Einkommen für eine | |
Familie sichert. Die Kleinbäuer*innen bekommen für ihre angebauten | |
Produkte zu wenig Geld. Das ist ein großes Problem: Die einzigen Produkte, | |
die wirtschaftlich genug einbringen, sind Pflanzen, die später zu | |
illegalisierten Drogen verarbeitet werden, also Koka- und | |
Marihuanapflanzen. Der Anbau zieht bewaffnete Gruppen an, die die | |
selbstverwalteten Gebiete der indigenen Bewegung bekämpfen. Das führt zu | |
vielen Toten. | |
Und der Kaffee? | |
Mit dem Kaffeeanbau, aber auch dem von anderen Produkten wie beispielsweise | |
Reis, versucht die indigene Bewegung, eine ökonomische Alternative | |
aufzubauen. So soll verhindert werden, dass sich Leute für den Marihuana- | |
oder Kokaanbau entscheiden. Dafür muss natürlich der Kaffeepreis | |
entsprechend gut sein. Das Schwierige ist, dass sich die meisten | |
europäischen Kund*innen an den Weltmarktpreisen für Fair-Trade-Kaffee | |
orientieren, was meistens nicht genug ist. Es braucht mehr solidarischen | |
Handel, bei dem nicht geschaut wird, wer am billigsten verkauft, sondern | |
dass genug gezahlt wird, um den Produzent*innen eine wirtschaftliche | |
Stabilität zu zusichern. | |
Wie steht es um die Klimabilanz des fair produzierten Kaffees aus dem | |
Cauca? | |
Der Kaffee, den wir importieren und verkaufen, stammt aus kleinbäuerlichen | |
Produktionen und nicht aus großen Plantagen. Die Produktion ist also nur | |
wenig industrialisiert und die Kleinbäuer*innen achten darauf, möglichst | |
Bioanbau zu betreiben und den Einsatz von synthetischem Düngemittel zu | |
vermeiden. Das größere Problem sehe ich im Transport mit Containerschiffen. | |
Ich kann dazu aber keine Zahlen nennen. Deshalb würde ich schon sagen, dass | |
es sinnvoll wäre, wenn Leute in Europa Getränke trinken, die aus der Region | |
kommen und sich nur ab und zu mal einen Kaffee gönnen. | |
15 Dec 2022 | |
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## AUTOREN | |
Jasper von Römer | |
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