# taz.de -- doppelblind: Was Klimagipfel bewirken – und was nicht | |
## Die Frage | |
Was bleibt von der 27. Weltklimakonferenz in Ägypten? Klar, jeder | |
Klimagipfel endet mit politischen Beschlüssen. Aber was gewinnt die | |
Menschheit wirklich von diesen Treffen? Viele Klima-Aktivist:innen | |
argumentieren: Solange die globale Politik es nicht schafft, [1][die von | |
Menschen verusachten CO2-Emissionen wirkungsvoll herunterzufahren], sind | |
die großen Klimagipfel reine Zeitverschwendung. So twitterte Greta Thunberg | |
nach Abschluss der Klimakonferenz in Glasgow letztes Jahr: „Die COP26 ist | |
vorbei. Hier ist eine kurze Zusammenfassung: Bla, bla, bla“. | |
## Die Studie | |
Dass Treibhausgasemissionen nicht der einzige Maßstab sind, um die | |
Bedeutung von Klimagipfeln zu bewerten, glaubt jedoch die Forscherin | |
Zorzeta Bakaki. [2][Ihre Studie] zur Frage, wie Klimakonferenzen die | |
öffentliche Meinung beeinflussen, erschien im Fachmagazin Environmental | |
Politics. Bakaki und ihr Kollege Thomas Bernauer analysieren dort den | |
Effekt der Berichterstattung in US-Medien über die Weltklimakonferenz in | |
Lima 2014. Dafür ermittelten sie zunächst mit einem Fragebogen, welches | |
Wissen über den Klimawandel und welche politische Einstellung die | |
Studienteilnehmer:innen mitbrachten. Danach teilten sie die | |
Teilnehmer:innen in drei Gruppen ein: Die erste Gruppe bekam positive | |
Medienberichte über den Klimagipfel geschickt, die zweite Gruppe negative | |
Nachrichten und die Kontrollgruppe gar keine Informationen. Nach 20 | |
Tagen erfragten Bakaki und Bernauer erneut den Wissensstand zur Klimakrise | |
und die politische Haltung der Teilnehmenden. | |
Das Ergebnis: Der Medienrummel um den Klimagipfel führte insbesondere bei | |
Menschen mit wenig Vorwissen dazu, dass sie für die Problematik des | |
Klimawandels sensibilisiert wurden. Weder positive noch negative | |
Berichterstattung beeinflussten jedoch entscheidend die politische Haltung | |
der Teilnehmenden. Die Studie lasse darauf schließen, so die | |
Forscher:innen, dass die klimapolitische Berichterstattung zwar | |
beeinflusst, über welche Themen eine breite Öffentlichkeit nachdenkt, nicht | |
aber, was sie davon hält. | |
## Was bringt’s? | |
Die großen Konferenzen helfen also, da durch ihre mediale [3][Aufbereitung | |
die Problematik des Klimawandels] zu den Menschen durchdringt. Dass | |
insbesondere Leser:innen mit wenig Vorwissen davon profitieren, ist ein | |
Hoffnungsschimmer. „Die hohen Umweltkosten, etwa durch die Flüge und die | |
Hotels, sprechen zwar gegen eine solche Konferenz“, sagt Bakaki, „doch nur | |
wenn die Klimagipfel stattfinden, wird über sie berichtet, und nur so | |
gelangen Klimathemen ins öffentliche Bewusstsein.“ Nichtsdestotrotz: Auch | |
wenn durch die Gipfel mehr Menschen für die Klimakrise sensibilisiert | |
werden, bleibt das Problem, dass die dort gefassten Beschlüsse nicht | |
ausreichen. Thunbergs Haltung bleibt also auch angesichts dieser Studie | |
verständlich. Enno Schöningh | |
19 Nov 2022 | |
## LINKS | |
[1] /!5810675&SuchRahmen=Print | |
[2] https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/09644016.2016.1244964 | |
[3] /!5893425&SuchRahmen=Print | |
## AUTOREN | |
Enno Schöningh | |
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