# taz.de -- herzensort: Schwelgen im Kaffeehaus in Prag | |
Overtourism hat einen Namen: Prag zum Beispiel. Doch während sich nur fünf | |
Gehminuten entfernt die Horden langsam über die Karlsbrücke wälzen, sitzt | |
man in der [1][Kavárna Slavia] bei Kaffee und Sacher-Petit-Four (mit | |
frischer Marillenkompott-Füllung anstatt übersüßter Konfitüre) und genießt | |
die Aussicht: Entlang der riesigen Fensterscheiben des Kaffeehauses rattern | |
die neuen und alten Tatra-Straßenbahnen und verdecken kurz den Blick auf | |
die Moldau und den Hradschin, das Burgberg-Viertel der güldenen | |
tschechischen Kapitale. | |
Mögen sich die anderen doch dort drüben von Porträtmalern, Ballonverkäufern | |
und Mittelalterdarsteller*innen bezirzen lassen, man selbst bleibt | |
lieber hier, im geschmackvollen Art-déco-Interieur, lässt sich vom | |
Profipersonal noch eine weitere zentraleuropäische Köstlichkeit zukommen, | |
warum nicht ein Gulasch mit Knödeln? Oder gleich einen Absinth, wie auf dem | |
großen Gemälde an der Seitenwand („Der Absinthtrinker“ von Viktor Oliva). | |
Václav Havel war hier, Egon Erwin Kisch, Rilke auch. Und heute kommt eine | |
verträgliche Mischung aus Einheimischen und Touristen. | |
Martin Reichert | |
19 Nov 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.cafeslavia.cz/menu/ | |
## AUTOREN | |
Martin Reichert | |
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