# taz.de -- Spanische Fußballliga im Abwärtstrend: In alten Schablonen | |
> Nach der Pleite gegen den FC Bayern steigt Barça in die Europa League ab. | |
> Auch Atlético Madrid und der FC Sevilla sind nicht mehr in der | |
> Königsklasse. | |
Bild: Kollektive Fassungslosigkeit: Zuvorderst Marc-Andre ter Stegen and Ferran… | |
Ach wie schön ist der Süden. Der Strand, die Sonne und ein | |
leidenschaftliches Fußballpublikum. Oder wie Bayerns Trainer Julian | |
Nagelsmann vor dem Besuch beim FC Barcelona über seinen Ex-Profi Robert | |
Lewandowski sagte: „Ich sehe seine Instagram-Posts, es freut mich, dass er | |
glücklich ist.“ Indes: „Wir bei Bayern sind es auch.“ | |
Nach einem komfortablen 3:0-Sieg waren es die Münchner sogar mal wieder | |
deutlich mehr, [1][wobei das nach Duellen mit Barcelona nur noch bedingt | |
Nachrichtenwert hat.] Fünf Siege, 19:2 Tore lautet der Score der letzten | |
fünf Treffen. Markanter war da schon, dass Barça zum zweiten Mal in Folge | |
nach der Gruppenphase die Champions League verlassen muss. Das Aus stand | |
sogar schon vor dem Anpfiff fest, weil der Konkurrent Inter Mailand im | |
Frühspiel gegen Viktoria Pilsen gewonnen hatte. | |
Barcelonas Fans machten vor diesem Hintergrund bemerkenswert gute Miene zum | |
bösen Spiel. Ihr Zorn richtete sich allein auf die Uefa, die sie wegen | |
strittiger Schiedsrichterentscheidungen in einigen Partien zuvor und der | |
seltsamen Terminierungen als „Mafia“ besangen. Die Turnierhymne wird im | |
Camp Nou sowieso niedergepfiffen, seit der Klub vor sieben Jahren wegen | |
katalanischer Unabhängigkeitsfahnen seiner Fans beim Finale in Berlin | |
bestraft wurde. | |
Finale, jawohl. Wie aus einer anderen Zeit wirkt das, wo Barça von den | |
letzten elf Champions-League-Spielen gerade mal drei gewann, zwei gegen | |
Dynamo Kiew, eines gegen Pilsen. Es ist die Bilanz seit Abgang von Lionel | |
Messi, der längst nicht mehr besungen wird – zum Glück für Präsident Joan | |
Laporta, denn das wäre ja ein Chiffre für Attacken gegen denjenigen, der | |
ihn ziehen ließ. Wo die Fans aber trotz allem feiern, bleibt die Klubspitze | |
ebenso verschont wie Trainer Xavi Hernández, auch wenn der seine Mannschaft | |
um Kopf und Kragen coacht, weil er sie trotz mancher verletzten, alternden | |
oder schlichtweg nicht ganz so guten Profis immer noch spielen lässt, als | |
wären es die glorreichen Zeiten von Johan Cruyff, Pep Guardiola oder | |
zumindest 2015. Die hohe Abwehrlinie etwa verschafft den Gegnern eine | |
Flatrate für Kontertore. Dreimal traf Inter Mailand, dreimal Real Madrid, | |
dreimal nun den FC Bayern. | |
Statt mit der Demut des Underdogs zu kämpfen, richtet sich der große FC | |
Barcelona lieber in einer Kultur des Verlierens ein. Auch [2][der | |
Lewandowski-Effekt] zieht nur in der Liga. Und gerade deshalb bleibt die | |
Frage: Ist der Pole, der sich immer mal nach Spanien verzehrte, vielleicht | |
zum falschen Moment gewechselt – so rein sportlich? | |
## Historischer Tiefpunkt für La Liga | |
Während er und seine gleichfalls bedienten Teamkollegen von der Kurve nach | |
Schlusspfiff noch einmal aus der Kabine gerufen wurden – um zu feiern! –, | |
zeigten Livebilder aus Madrid eine der dramatischsten Schlusssequenzen der | |
Champions-League-Geschichte. Das Spiel zwischen Atlético und Bayer | |
Leverkusen war schon abgepfiffen, als der VAR noch einen Elfmeter für die | |
Spanier verhängte. Doch Yannick Carrasco vergab, Saúl traf im Nachschuss | |
die Latte und Reinildo im zweiten Carrasco. Die Partie endete 2:2, auch | |
Atlético schied damit schon einen Spieltag vor Schluss aus, und die | |
spanische La Liga erlebt einen historischen Tiefpunkt. Nachdem es am | |
Dienstag bereits Sevilla erwischt hatte, steht sie erstmals mit nur einem | |
Vertreter im Achtelfinale, seit die Champions League 1999 auf maximal vier | |
Klubs pro Land erweitert wurde. | |
Der Einschnitt hat sich angekündigt. Schon seit einigen Jahren müssen die | |
davor zeitweise geradezu unbezwingbaren Spanier gegenüber England abreißen | |
lassen und bekommen immer mehr Probleme auch gegen Deutsche, Italiener oder | |
Portugiesen. Das Tempo ist zu langsam, taktische Updates wurden verpasst. | |
Barça verharrt in seinen proaktiven Schablonen der Vergangenheit, das | |
Atlético von Trainer Diego Simeone in seinen reaktiven, beide bekommen | |
weder etwas Neues hin noch das Alte so stringent wie früher. Derweil auch | |
Real Madrids [3][unwahrscheinlicher Champions-League-Sieg der Vorsaison] | |
einer besonders königlichen Sternekonstellation sowie individueller Klasse | |
geschuldet war, nicht aber einer irgendwie innovativen Spielidee. Im neuen | |
Jahr muss sich Spanien bis auf die Spiele Reals auf den Donnerstag | |
verlegen. Dann kickt die Europa League. Für Robert Lewandowski ist es die | |
erste Teilnahme seit 2010. | |
27 Oct 2022 | |
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## AUTOREN | |
Florian Haupt | |
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