# taz.de -- „Wie hat Liebe eine Chance?“ | |
> Volkmar Clauß über die Deutschlandtournee einer arabisch-hebräischen | |
> „Romeo und Julia“-Inszenierung | |
Interview Matthias Propach | |
taz: Herr Clauß, welche Verbindungen haben Sie zum Jaffa-Theater in Tel | |
Aviv? | |
Volkmar Clauß:Ich bin seit ungefähr 30 Jahren regelmäßig in Palästina oder | |
Tel Aviv. Das kleine Theater ist mir ans Herz gewachsen. Ich habe es | |
bereits 2015 für ein Gastspiel nach Deutschland geholt mit einer | |
zeitgenössischen politischen Aufführung. Und jetzt habe ich mich | |
entschieden, eine Deutschlandtournee mit „Romeo und Julia“ zu arrangieren. | |
Warum ausgerechnet dieser Stoff? | |
Das Stück ist eine hoch interessante Geschichte: Die Familien Capulets und | |
Montagues sind zwei zerstrittene Familien. Dies von Palästinensern und von | |
Juden spielen zu lassen – und das in Israel –, ist ein heißes Thema. Es | |
gibt ganz, ganz wenig kulturelle Kooperation zwischen beiden Seiten. | |
Was zeichnet diese neue Inszenierung aus? | |
Die Inszenierung dokumentiert nicht im Sinne des Agitationstheaters | |
politische Standpunkte, sondern übernimmt den Shakespeare-Text komplett in | |
einer zeitgenössischen Sprache und einer deutschen Übersetzung. In der | |
Inszenierung werden die Figuren auf beiden Seiten gezeigt, mit ähnlichen | |
Problemen der Unfähigkeit zu einem Kompromiss. Wie hat Liebe eine Chance | |
gegen die sie umgebende Gewalt, wenn die auf beiden Seiten auftritt? Das | |
ist des Thema des Stückes – und dieser Thematik sind Juden und | |
Palästinenser in dieser Region täglich ausgesetzt. | |
Das Gastspiel geht auf eine kleine Deutschlandtournee, aber nur in kleinen | |
Städten. | |
Ich besuche meist so mittelgroße bis kleinere Bühnen, deren Leitung | |
interessiert sind an der Thematik – und neugierig auf andere Kulturen. | |
Haben größere Häuser, etwa in Bremen oder Hamburg, kein Interesse? | |
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass kleinere bis mittlere Bühnen leichter | |
eine Atmosphäre des Kennenlernens schaffen unter den deutschen | |
Schauspielern, den Palästinensern und den Israelis beziehungsweise Juden. | |
Und dass man im Rahmenprogramm wesentlich besser zusammenkommt, um über | |
Probleme, auch politische, zu diskutieren, was an ganz großen Bühnen | |
schwieriger ist. | |
18 Oct 2022 | |
## AUTOREN | |
Matthias Propach | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |