# taz.de -- das wird: „Luftwurzel-Literatur gibt eine positive Sicht auf die … | |
> Zum vierten Mal lädt der Bremer Sujet-Verlag ein zu Reisen in die | |
> iranische, arabische und türkische Literatur. Die hat wenig gemein mit | |
> den Regimen ihrer Länder | |
Interview Emma Rotermund | |
taz: Madjid Mohit, warum ist es so wichtig, sich mit iranischer Literatur | |
zu beschäftigen? | |
Madjid Mohit: Ich bin selbst Iraner und kenne mich mit dieser Literatur am | |
besten aus. Ich kenne die Sprache und habe noch viele Kontakte zu Autoren | |
im Iran. Als Verleger habe ich dort die gleiche Arbeit gemacht und dann in | |
Deutschland angefangen, iranische Literatur zu verlegen. Iranische, aber | |
auch arabische oder türkische Literatur wird wenig übersetzt und auf den | |
Markt gebracht. Diese Literatur wird mit den Nachrichten über diese Länder | |
verwechselt, wo sie häufig klischeehaft dargestellt werden. Die Literatur | |
bleibt immer noch fremd, dabei könnte man durch sie die Kultur | |
kennenlernen. | |
Wie situiert sich die Veranstaltung in dem diesjährigen Motto: „Zwischen | |
Abend- und Morgenland“? | |
Bei dem Motto geht es um den Dialog zwischen Orient und Okzident. Wir | |
bieten den Autoren die Möglichkeit ins Gespräch zu kommen, auch | |
untereinander. Ich finde diesen literarischen Austausch sehr wichtig, um | |
für Verständigung zu sorgen und gegen Klischees vorzugehen. | |
Das Literaturfestival „Reisen in die Literatur“ findet schon zum vierten | |
Mal statt. Wie hat es sich über die Zeit entwickelt? | |
Die Reihe läuft seit vier Jahren. Am Anfang hatten wir nur iranische | |
Literatur, inzwischen auch arabische und türkische. Mittlerweile lesen bei | |
uns nicht mehr nur Autoren aus unserem Verlag, sondern auch aus anderen | |
Verlagen. Dadurch erweitert sich das Gespräch noch mehr. | |
Warum hat es das, was Sie „Luftwurzelliteratur“ nennen, so schwer? | |
Die Literatur hat es heutzutage ohnehin sehr schwer. Dazu kommt, dass die | |
Luftwurzelliteratur eine Nische ist. Sie wird geschrieben von Autoren, die | |
in zwei Kulturen zu Hause sind. Die Autoren konnten zum Beispiel im Iran | |
wegen Zensur über bestimmte Themen nicht schreiben und können das nun im | |
Exil tun. Der Begriff ist entstanden, weil die Bezeichnung „Exilliteratur“ | |
nicht zu dem gepasst hat, was unsere Autoren schreiben. Bei der | |
Exilliteratur wird zurückgeguckt, während es bei der Luftwurzelliteratur | |
darum geht, dass die Autoren nach vorne gucken und sich in ihrer neuen | |
Situation zurechtfinden. Es wird nicht von der Vergangenheit, sondern | |
Gegenwartsgeschichte erzählt. Luftwurzelliteratur gibt eine positive Sicht | |
auf die Dinge wieder. Unser Bücher wurden oft als „Migrationsliteratur“ | |
oder „Ausländerliteratur“ in eine Schublade gesteckt. Mittlerweile hat | |
diese Literatur aber einen Platz in der deutschen Literatur gefunden. | |
Bei der Veranstaltung werden Bücher von zwei Autor*innen vorgestellt: | |
„Söhne der Liebe“ von Ghazi Rabihavi und „Der Cousin“ von Nava Ebrahim… | |
Wie haben Sie diese Autor*innen ausgewählt? | |
Beide beschäftigen sich in ihren Romanen mit unterschiedlichen Aspekten von | |
Homosexualität im Iran. Außerdem wird man durch die Handlungen der | |
Geschichten auf andere wichtige gesellschaftliche Themen im und außerhalb | |
des Iran aufmerksam gemacht. | |
4 Oct 2022 | |
## AUTOREN | |
Emma Rotermund | |
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