# taz.de -- das wird: „Nicht für eine elitäre Blase“ | |
> Gunther Geltinger denkt mit Antje Rávik Strubel über Queerness nach | |
Interview Emma Rotermund | |
taz: Gunther Geltinger, was ist eine „Werkstatt des queeren Romans“? | |
Gunther Geltinger: Antje Rávik Strubel und ich wollen nicht nur unsere | |
Bücher vorstellen, sondern einen Einblick ins Entstehen der Romane gewähren | |
und darüber sprechen, ob wir von Anfang an wissen, dass wir einen queeren | |
Stoff bearbeiten. Ob der Text queer ist, ist ja nicht nur die Frage, ob die | |
Protagonist*innen schwul, lesbisch oder trans sind, sondern auch, mit | |
welcher Ästhetik man den Stoff bewältigt. | |
Worum geht es bei der Veranstaltungsreihe Queer (L)it? | |
Die Reihe geht schon in die zweite Runde. Letztes Jahr wurde sie von Sasha | |
Marianna Salzmann kuratiert. Es gab eine Videoreihe, bei der queere | |
Autor*innen über ihre aktuellen Bücher, aber auch über queere Literatur | |
an sich und ihr Selbstverständnis interviewt wurden. Das Thema der | |
diesjährigen Veranstaltung ist, inwieweit queeres Schreiben eine Geste des | |
ästhetischen Widerstands darstellen kann und in welchen Kontexten es | |
politisch ist. | |
Wie kam es, dass Sie die Veranstaltung kuratieren? | |
Sasha Marianna Salzmann hat mich letztes Jahr interviewt. Das war ein sehr | |
schönes Gespräch, über das ich in Kontakt mit Heike Müller vom | |
Literaturhaus Bremen gekommen bin. Sie hat mich gefragt, ob ich den zweiten | |
Teil der Reihe kuratieren möchte. Ich verstehe mich dabei in erster Linie | |
als Schriftsteller, nicht als Aktivist. Das ist mir wichtig. | |
Was macht Ihren Roman „Benzin“, über den Sie sprechen, zum queeren Roman? | |
Es geht um einen schwulen Schriftsteller, der autofiktional über seine | |
Liebesbeziehungen schreibt und eine Reise nach Südafrika unternimmt. Es | |
gibt verschiedene queere Ebenen: nicht nur den Blick des europäischen | |
Queeren auf ein Afrika, wo Homosexualität geächtet ist. Das Buch erzählt | |
auch davon, dass queere Menschen nicht automatisch davor gefeit sind, | |
andere herabzusetzen. | |
Möchten Sie auch Menschen ansprechen, die mit queerer Literatur nicht so | |
viel Berührung hatten? | |
Wir wünschen uns, dass diese Menschen auch zu Veranstaltungen kommen, die | |
queer gelabelt sind. Wir hoffen, dass wir Neugierde schaffen können für | |
andere Lebenswelten. Gute Literatur sollte für Leser*innen eine | |
Horizonterweiterung sein. Die Veranstaltung ist auch nicht für eine elitäre | |
Blase gemacht. Wir tendieren dazu, sehr akademisch über Queerness zu | |
sprechen, dass man sie von der Realität abgrenzt. Literatur will genau das | |
Gegenteil: Sie will an die Menschen andocken. | |
27 Sep 2022 | |
## AUTOREN | |
Emma Rotermund | |
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