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# taz.de -- das wird: „Zines zu basteln ist wie eine Meditation“
> Das Zine-Fest im ostfriesischen Leer präsentiert aktuelle selbst verlegte
> Magazine – und selbst eines basteln kann man dort auch
Interview Emma Rotermund
taz: Frau Freudenberg, wie kommt ein Zine-Fest ausgerechnet nach Leer?
Kathrin Freudenberg: Das erste Mal habe ich das Medium beim Comicsalon in
Erlangen mitbekommen. Dort haben wir darüber gesprochen, dass es schade
ist, dass niemand mehr tauscht, sondern viele Künstler*innen nur
High-End-Comics für ihr Portfolio machen, die sie in Verlagen
veröffentlichen wollen. Ich arbeite als Dozentin bei der Kulturwerkstatt
Leer, in der ich früher auch schon Kunstunterricht hatte. Ich bin total
froh, die Kulturszene mitgestalten zu können. Wenn ich in der Großstadt
wohnen würde, würde ich als wirkende Kraft verpuffen. In meiner Heimatstadt
bin ich gut vernetzt und kann etwas bewirken.
Viele wissen wahrscheinlich gar nicht, was ein Zine ist. Können Sie das
erklären?
Zines sind meistens kleine, selbst verlegte Hefte, sie können aber auch
digital sein. Sie sind ein tolles Medium, weil man offen dafür sein muss,
was man bekommt. Ich versuche meistens, Zines zu tauschen. Das Medium lebt
davon, dass es so billig wie möglich ist, damit es zu keiner Zensur kommt.
Je kommerzieller es wird, desto massentauglicher muss es auch sein. Zines
leben davon, dass man nicht über einen Mittelsmann gehen muss, um etwas zu
publizieren. Es gibt also niemanden, der einem sagt, worüber man schreiben
soll.
Was fasziniert Sie an Zines?
Ich bin auf einen Discord-Server gestoßen, in dem sich Menschen über Zines
austauschen. Dort habe ich gelernt, dass Basteln nicht nur etwas ist, was
ich gerne mache, sondern das überall auf der Welt Menschen Spaß macht.
Zines zu basteln ist wie eine Meditation. Die Gemeinschaft auf dem Server
hat mich ziemlich gerettet im Lockdown. Durch Zines komme ich auch in
Kontakt mit Personengruppen, von denen ich sonst in Leer wenig mitbekomme,
zum Beispiel gibt es viele queere und trans Personen in dem Server.
Sind Zines in Zeiten des Internets noch aktuell?
Das Lesen eines Zines ist langsamer, als einen Blog-Post anzugucken, den
man schnell oder nur in Ausschnitten lesen kann. Ein Zine bestellt man und
wartet ein paar Tage, bis man es zugeschickt bekommt. Man nimmt sich Zeit
dafür und beschäftigt sich anders mit den Inhalten.
Um welche Themen geht es in den Zines beim Fest?
Es wird wahrscheinlich eine Mischung aus grafischer Lyrik und auf Kunst
konzentrierten Zines sein. Meine Zines sind dabei, in denen es teilweise um
das Dasein als Mutter und Künstlerin geht und wie verdammt anstrengend das
ist. Eine Freundin stellt mit Jugendstil-Grafiken gestaltete Zines aus.
Wie läuft das Fest ab?
Man kann Zines angucken und kaufen, aber es wird auch Kuchen und einen
Basteltisch geben, an dem man selbst Zines machen kann. Im Moment rechne
ich damit, dass nicht viele Menschen kommen werden, aber dafür dann
nächstes Jahr.
Zine-Fest Leer: So, 18. 9., 10–17 Uhr, Kulturwerkstatt Leer, Königstraße
33, Infos: https://kulturwerkstatt-leer.de,
http://kathrin-freudenberg.de/tag/zine-fest-leer/
16 Sep 2022
## AUTOREN
Emma Rotermund
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