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# taz.de -- „Das eigene Land durch andere Augen betrachtet“
> Lesung auf Japanisch und Deutsch: Jun Katos „Berlin um 2000“
Interview Emma Philipp
taz: Frau Sanner, worum geht es in Jun Katos Buch „Berlin um 2000“?
Anna Sanner: Geboren 1972 in Yokohama, ist Jun Kato 1997 nach Berlin
gegangen und elf Jahre geblieben. Kurz nach der Wende war ganz Berlin eine
Baustelle, was er als passend zu seinem Leben empfand, welches damals
ebenfalls eine Baustelle war. In dem Buch schildert er vor dem Hintergrund
des Zeitgeschehens seine Begegnungen und Erfahrungen. Man spürt: Aus
Geschichte entstehen Menschen und aus Menschen entsteht Geschichte.
Weshalb haben Sie sich entschieden, es zu übersetzen?
Wegen der Außenperspektive. Wenn man in ein anderes Land reist, erkennt man
häufig, dass vieles, was man bisher für normal gehalten hat, nur im eigenen
Land normal ist. Diesen Effekt der Horizonterweiterung hat man auch, wenn
man, wie hier, das eigene Land durch andere Augen betrachtet.
Welche Auswirkung haben die persönlichen Perspektiven auf die Wahrnehmung
der Umgebung?
Eine entscheidende. In einem Schwarm Thunfische fühlt man sich als
Thunfisch unter Freunden, als Makrele hingegen einsam, verzweifelt und
verloren.
Wie fängt der Autor diese Thematik ein?
Erstens durch seine Perspektive als „Fremder“. Zweitens dadurch, dass er
Menschen unterschiedlichster Herkünfte und Ansichten gegenüber offen und
respektvoll begegnet und, selbst, wenn er rassistisch angefeindet wird oder
sieht, wie ein Kommilitone sich zum radikalen Islamisten entwickelt, stets
den Menschen und seinen Erfahrungshintergrund in den Mittelpunkt stellt.
Wie war es, das Buch zu übersetzen?
Schön, weil ich es gern gelesen habe und gut mit dem Autor arbeiten konnte.
Die Herausforderung beim Übersetzen besteht immer darin, den Text
inhaltlich und stilistisch möglichst originalgetreu wiederzugeben, während
man ihn ja auf Deutsch andererseits ganz neu schreiben und eventuelle
kulturbedingte Verständnislücken des Zielpublikums berücksichtigen muss.
Und – ist Ihnen die Übersetzung gelungen?
Um das zu beurteilen, fehlt mir die Außenperspektive. Aber durch die gute
Zusammenarbeit mit dem Autor bin ich zumindest zuversichtlich, dass die
Übersetzung in seinem Sinne ist.
2 Aug 2022
## AUTOREN
Emma Philipp
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