Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kernaufgabe Krach machen
> Das Jugendzentrum Drugstore feiert seinen 50. Geburtstag – immer noch
> ohne neue geeignete Räume
Von Sean-Elias Ansa
„Ich antworte nur, weil es kein anderer tut“, grummelt Roy, der seit 10
oder 13 Jahren im Tommy-Weisbecker-Haus lebt. Unser Autor hat ihn wegen der
anstehenden Geburtstagsparty an seiner Tür angequatscht, vor 12 Uhr und
ohne Vorwarnung.
„Ja, wir machen eine Veranstaltung“, sagt er und holt ein paar Poster aus
dem Haus. „50 Jahre SSB e.V.“ steht auf dem Plakat. Zum SSB e.V., dem
Verein für „sozialpädagogische Sondermaßnahmen Berlin“ gehören das ält…
selbstverwaltete Jugendzentrum Drugstore und auch das
Tommy-Weisbecker-Haus. Das sind Instanzen linker Subkultur in Berlin. „Das
Drugstore arbeitet seit September 1972 unter einem Randgruppenkonzept, das
vorsieht, jungen Menschen die kollektive Erfahrung und Veränderung ihrer
Lebenssituation zu ermöglichen“, heißt es auf der Website des Vereins. Das
Tommy-Haus wurde vom Drugstore 1973 besetzt und hat mittlerweile offizielle
Verträge. „Wir sind aktuell relativ safe“, meint Roy, „der Senat lässt …
noch mindestens 10 Jahre in Ruhe“.
Für das Drugstore hingegen ist die Situation weiterhin beschissen. 2018
liefen die Verträge in der Potsdamer Straße 180 aus, nachdem die
Hauseigentümerin das Haus an ein Investorenkonsortium veräußerte.
Domi ist seit 2007 im Drugstore aktiv. Sie nervt, dass es „immer noch keine
Räume für die anstehende Feier gibt“. Das Drugstore ist seit Kündigung der
alten Räumlichkeiten Ende 2018 „im Exil“. Eik Schiljun vom Bezirksamt
Tempelhof-Schöneberg stellte zuletzt einen Umzug ab Mitte September in
Aussicht.
Dem Jugendzentrum wurden Räumlichkeiten in der Potsdamer Straße 134–136
zugesagt, die allerdings nicht für Konzerte geeignet sind.
„Krachmachendürfen“ sieht das Drugstore aber als eine seiner Kernaufgaben.
Deswegen sind sie nun teils im Rockhaus Lichtenberg. Allerdings sind auch
in diesem Gebäude noch Umbauten notwendig, bevor es genutzt werden kann.
Die Potse, damals im gleichen Haus wie das Jugendzentrum Drugstore
beheimatet, wehrte sich gegen die Räumung und besetzte die alten
Räumlichkeiten über zwei Jahre. Nach zähem Ringen mit dem Bezirk habe es
eine Zusage inklusive einer Lärmschutzsanierung für die Zollgarage auf dem
Tempelhofer Feld gegeben. Doch auch für die Potse verzögern sich die
nötigen Arbeiten seit 2021.
Das Kollektiv fordert, dass die Pläne für den Neubau „Haus der Jugend“
vorankommen. Diese seien mit dem Bezirk bereits besprochen. Doch selbst für
den scheint es verdammt schwer zu sein, in Berlin eine passende Fläche zu
finden.
12 Aug 2022
## AUTOREN
Sean-Elias Ansa
## TAGS
Potse
Jugendzentrum
Linke Szene
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.