# taz.de -- Eine Stadt kommtan ihre Grenzen | |
> In Hamburg werden Geflüchtete wieder in einer Großmarkthallen | |
> untergebracht. Das sorgt für Kritik | |
Von Valeria Bajaña Bilbao | |
Feldbetten in Sporthallen: Die Stadt Hamburg muss derzeit auf Notfallpläne | |
zurückgreifen, um die vielen geflüchteten Menschen aus der Ukraine | |
kurzfristig unterbringen zu können. Täglich rechnet die Sozialbehörde in | |
Hamburg mit rund 60 weiteren Ukrainer:innen – und die Plätze in den | |
vorhandenen Unterkünften reichen nicht aus. Die Kapazitäten in den | |
Erstaufnahmen und Folgeeinrichtungen seien nahezu ausgeschöpft, heißt es | |
aus der Sozialbehörde. Das Bündnis der Hamburger Flüchtlingsinitiativen | |
kritisiert die Sammelunterkünfte. | |
Über 13.000 Plätze seien seit Kriegsbeginn geschaffen worden, sagt Martin | |
Helfrich, Pressesprecher der Sozialbehörde. „Es kommen zwar sukzessive neue | |
Kapazitäten hinzu. Allerdings kommen auch laufend weitere Schutzsuchende | |
an, die untergebracht werden müssen.“ Zurzeit halten sich bereits 25.000 | |
Schutzsuchende aus der Ukraine in Hamburg auf – 15.000 davon seien auf eine | |
städtische Unterbringung angewiesen, sagt Helfrich. | |
Es würden nun kurzfristig Plätze in der Halle eines ehemaligen | |
Fegro-Großmarktes in Harburg und in Sporthallen geschaffen, so Helfrich. | |
Seit April 2022 hat die Sozialbehörde bereits Hotel- und Gewerbeflächen | |
angemietet. In bereits bestehenden Unterkünften wurde die Platzzahl weiter | |
ausgebaut oder zumindest nicht reduziert. | |
Doch trotz der Aktivierung der „Reserveplätze“ kommt die Stadt der | |
Nachfrage nicht nach. Problematisch seien die langen Vorlaufzeiten beim Bau | |
neuer Unterkünfte. Seit Februar seien neue Standorte geplant, die in ein | |
paar Wochen betriebsfähig sein werden, sagt Helfrich. | |
Die Stadt Hamburg habe den Bund bereits über die Notlage informiert, damit | |
eintreffende Geflüchtete zunächst auf andere Bundesländer verteilt würden. | |
Laut Helfrich kommt die Stadt ihrer Aufnahmeverpflichtung bisher jedoch in | |
vollem Umfang nach. | |
Manfred Ossenbeck, Mitglied des Sprecher*innenrats des Bündnisses der | |
Hamburger Flüchtlingsinitiativen, äußerte sich kritisch über die Maßnahmen | |
der Behörde: „Bestimmte Sammelunterkünfte wie Messehallen und Großmärkte | |
sind für die Unterbringung von Geflüchteten ungeeignet.“ Ein Beispiel dafür | |
sei die Schnackenburgallee im Westen Hamburgs. Zum Teil sei dieser Standort | |
nicht fertig eingerichtet und in Eile belegt worden, was die | |
Lebensbedingungen der Menschen vor Ort erschwere. | |
Die Initiative versucht ihrerseits, geflüchteten Menschen Schlafplätze in | |
privaten Unterkünften zu vermitteln. Doch es meldeten sich immer weniger | |
Hamburger:innen als Gastgebende für Menschen aus der Ukraine. Ihnen | |
bleibt nur die Notunterkunft. | |
Hamburgs Probleme sind zum Teil der Anziehungskraft als Großstadt | |
geschuldet. Im Vergleich wurden in ganz Niedersachsen bis Mitte Mai rund | |
69.000 ukrainische Geflüchtete registriert. | |
25 Jul 2022 | |
## AUTOREN | |
Valeria Bajaña Bilbao | |
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