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# taz.de -- FetterFetisch
Bild: Foto: Westend61/imago
Wenn es um die Butter geht, verfallen die Deutschen ähnlich schnell in
Schnappatmung wie beim Thema Benzin. 6,14 Kilogramm des gelblichen Fettes
verzehrt ein:e Deutsche:r durchschnittlich pro Jahr, in Europa geht es nur
in Frankreich noch gebutterter zu: dort sind es 2 Kilo mehr pro Kopf.
Die Deutschen lieben ihr Fetteckchen, es gibt ein gefühltes Grundrecht auf
Butter. Entsprechend verwundert es nicht, dass Kanzler Olaf Scholz (SPD)
beim ARD-Sommerinterview nach den [1][aktuellen Butterpreisen] gefragt
wurde. 2,29 Euro kostet das halbe Pfund im Supermarkt des Scholz’schen
Vertrauens. Das ist dieser Tage noch ein Schnäppchen.
Während der damalige Kanzlerkandidat im Sommer 2021 der Preisfrage nach
einem Stück Butter noch auswich, weiß er nun also Bescheid. Zwischen den
beiden Interviews liegen ein gewonnener Bundestagswahlkampf, Russlands
Angriff auf die Ukraine und die damit zusammenhängende Inflation. Die
Preisanstiege betreffen nahezu jeden Bereich des täglichen Lebens. Auch die
Butter.
Natürlich soll niemandem die Butter vom Brot genommen werden – doch
eigentlich wäre es gut, wenn ihr Verzehr nicht als Selbstverständlichkeit
angesehen würde. [2][Denn die Klimabilanz von Butter ist im Vergleich zu
anderen Lebensmitteln desaströs] – egal, ob sie in ökologischer oder
konventioneller Anbauweise hergestellt wird. Bei der Produktion eines
Kilogramms Butter entstehen rund 24 Kilogramm CO2-Äquivalente (ein
CO2-Äquivalent gibt an, wie viel eine bestimmte Masse eines Treibhausgases
– etwa Methan – zur Erderwärmung beiträgt). Im Vergleich dazu sind es bei
Margarine 1,35 Kilogramm CO2-Äquivalente. Selbst Rindfleisch kommt nur auf
rund 13 Kilogramm CO2-Äquivalente.
Im Mai stieg der Preis für ein Stück Deutsche Markenbutter mancherorts auf
über 3 Euro. Laut dem unabhängigen Institut für Ernährungswirtschaft ist
der Preis für 500 Gramm Butter innerhalb eines Jahres um rund 80 Prozent
gestiegen. Die Inflation könnte ungewollt dazu führen, dass Kund:innen
auf klimafreundlichere, pflanzliche Alternativen umsteigen. Und wer weiß:
Vielleicht wird das noch Liebe auf den zweiten Blick? Nächstes Jahr fragt
man Kanzler dann nach dem Margarinepreis. Johannes Runge
9 Jul 2022
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## AUTOREN
Johannes Runge
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