# taz.de -- berliner szenen: Die Party am Abend davor | |
Am Samstag war ich fast aufgeregt, denn ich war zum ersten Mal endlich | |
wieder auf einer Geburtstagsfeier bei einer Freundin in ihrer Wohnung im | |
Wedding eingeladen. Die erste Homeparty seit Corona. „Die Getränke stehen | |
kalt“, schrieb die Freundin schon am Mittag. Der einzige Haken bestand | |
darin, dass ich am nächsten Tag einen Flohmarktstand mit zwei Freundinnen | |
reserviert hatte – auf dem Boxi in Friedrichshain. Eine der Freundinnen war | |
auch zu der Feier eingeladen. Auf dem Weg dorthin berieten wir uns, wie wir | |
es schaffen könnten, nicht zu versacken, um am nächsten Tag fit für den | |
langen Flohmarkttag zu sein. Doch dann kam alles anders, zumindest der | |
Teil, den wir uns für Samstag vorgenommen hatten. | |
Ich trank durcheinander, erst Crémant, dann Bier, dann Gin Tonic, und sie | |
bekam irgendwann eine Nachricht von ihrer Affäre – ob sie sich vielleicht | |
heute noch bei ihr treffen könnten? Meine Freundin sagte zu, und ich holte | |
mir ein neues Bier aus der Badewanne wie in good old times. Dann kam der | |
Part, an den ich mich eigentlich hätte anschließen sollen: Meine Freundin | |
verabschiedete sich. Auch von jemandem, den sie erst auf der Party | |
kennengelernt und mit dem sie sich beim Rauchen über Kulturtheorien | |
unterhalten hatte. Er fragte sie, ob sie bei Signal wäre, vielleicht | |
könnte man sich ja weiter über Heterotopie austauschen. Meine Freundin | |
antwortete, gedanklich wohl schon bei der Nacht mit ihrer Affäre: „Na klar | |
bin ich bei ‚F***nal‘.“ Alle lachten, besonders sie und ich, weil wir ja | |
wussten, woher das kam. | |
Dann ging sie, und ich blieb noch eine Weile. Am nächsten Morgen waren wir | |
beide zwar ziemlich fertig, doch diese Episode brachte uns gut durch den | |
Tag. Fazit: Die Party hatte sich gelohnt. So viel Umsatz hatten wir auf | |
einem Flohmarkt noch nie gemacht. Eva Müller-Foell | |
1 Jul 2022 | |
## AUTOREN | |
Eva Müller-Foell | |
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