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# taz.de -- „Ein bisschen wie auf See“
> In Kiel zeigen Aktivist:innen von Sea-Eye heute Abend die
> Dokumentation „Route 4“ über Seenotrettung im Mittelmeer
Interview Leopold Pelizaeus
taz: Herr Schreitmüller, Sie zeigen heute Abend den Film „Route 4“. Worum
geht es?
Corvin Schreitmüller: Der Film begleitet Flüchtende von Zentralafrika bis
auf unser Schiff, die „Alan Kurdi“. Es werden drei Handlungsstränge
zusammengeführt und Menschen porträtiert, Flüchtende wie auch
Mitarbeitende. Die Doku behandelt dabei die gesamte Einsatzdauer der „Alan
Kurdi“. Vorher hatte das Schiff ja „Professor Albrecht Penk“ geheißen und
im Film ist auch zu sehen, wie es von der Rostocker Werft ins Einsatzgebiet
überführt wird. Dort zeigt der Film diverse Missionen.
Sie haben den Film in verschiedenen Kinos in Deutschland gezeigt. Warum
zeigen Sie ihn gerade jetzt?
Das passt gut, da nun vor Gericht in Trapani auf Sizilien der
„Iuventa“-Prozess gerade startet. Die „Iuventa“ ist ein ziviles
Rettungsschiff, das von der deutschen NGO „Jugend Rettet“ betrieben wurde.
Sie war 2017 eines der ersten Schiffe, die wirklich von der
Staatsanwaltschaft festgesetzt wurden. Seither liegt sie im Hafen von
Trapani an der Kette. Und in diesem Prozess sollten auch erstmalig zivile
Seenotretter vor Gericht stehen. Weil die Verhandlungen in diesen Tagen
beginnen, passt es jetzt, man muss leider sagen, zufällig ganz gut, um das
Thema medial präsenter zu machen.
Wie war die Resonanz, als Sie die Filme während der Tour gezeigt haben?
Wir hatten diverse Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet und da war
alles an Locations dabei, vom Keller im autonomen Zentrum bis hin zu einem
Großraumkino, und entsprechend war es auch mit dem Publikum: Es gab
Vorstellungen vor 10 und vor 120 Leuten und alles dazwischen. Das Feedback
war überall sehr gut, weil es ein sehr bildgewaltiger Film ist. Er bringt
die Emotionen sehr gut rüber.
Für Sie sind es die eigenen Erinnerungen?
Ja, viele Bilder des Films sind entstanden, als ich selber vor Ort war. Das
haben die Kollegen von BoxFish schon sehr, sehr gut eingefangen. Natürlich
ist es ein Zusammenschnitt. Aber trotz alledem habe ich mich dann doch
wieder ein bisschen wie auf See gefühlt.
Geraten wegen des Ukraine-Krieges die Fluchtbewegungen auf dem Mittelmeer
in Vergessenheit?
Seenotrettung rückt gerade sehr weit in den Hintergrund. Besonders um die
Spendenbereitschaft von den Großspendern sorge ich mich. Denn trotz
Pandemie und trotz Ukraine-Krieg laufen unsere Projekte weiter. Die
„Sea-Eye 4“ ist jetzt gerade wieder in den Hafen gekommen und hat über 100
Leute an Land gebracht. Die „Geo Barents“ wartet auf einen sicheren Hafen.
Auch die „Sea-Watch 3“ hat Geflüchtete an Bord. Es wird nicht weniger, im
Gegenteil.
12 Apr 2022
## AUTOREN
Leopold Pelizaeus
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