# taz.de -- nord🐾thema: Schritt für Schritt in den Beruf | |
> Im Hamburger Frauenbildungszentrum Flaks können sich Frauen mit | |
> Migrationshintergrund behutsam an den Arbeitsmarkt herantasten | |
Bild: Jede Menge Angebote: Chau Saelim* im Flaks | |
Von Loma Aktan | |
Chau Saelim* kommt aus der Küche. Sie trägt eine Schürze und hat einen | |
Teller in der Hand. Man erkennt den Stolz in ihren Augen, denn an diesem | |
Tag ist ihr Probearbeitstag in der Gastronomie des Flaks. | |
Das Flaks ist ein Ort zum Ankommen. Frauen sind unter sich und können auf | |
Wunsch zunächst anonym bleiben. Der Eingang führt in das Café, in dem | |
Frauen verschiedener Generationen an Tischen sitzen. Sie plaudern | |
miteinander und essen ein frisch gekochtes Mahl. | |
An den Wänden stehen Regale mit Broschüren zu Bildungs- und | |
Freizeitangeboten. Ein deckenhohes Bücherregal taucht den Raum in bunte | |
Farben. „Eine Tauschbibliothek“, erklärt die Sozialpädagogin Dönay Acarb… | |
Saelim ist eine Teilnehmerin des neuen Flaks-Projekts „Wege in Arbeit für | |
zugewanderte Frauen “ (WiA). „Flaks“ steht für „Frauen, Lernen, Arbeit, | |
Kontakt und Service“ und ist auf Bildung, Beratung und Freizeit für Frauen | |
spezialisiert. Mit dem von der Stadt Hamburg und der EU für drei Jahre | |
geförderten Projekt sollen Frauen mit Migrationshintergrund in den | |
Arbeitsmarkt integriert werden. | |
Flaks-Leiterin Julia Buntenbach sagt, die Erwerbstätigkeit der Frauen sei | |
wichtig, denn sie hätten dadurch die Möglichkeit, ein unabhängiges und | |
selbstbestimmtes Leben zu führen „Das Projekt WiA unterstützt zugewanderte | |
Frauen beim Einstieg in Arbeit“, sagt Buntenbach. Nicht selten sei es auch | |
ein Wiedereinstieg. In erster Linie würden die Frauen in einem | |
Einzelcoaching und Gruppenangeboten beraten. Zu Beginn bekomme jede Frau | |
einen individuellen Fahrplan für ihren Weg in Arbeit. | |
„Die Frauen können bei all unseren, schon vorhandenen, Bildungsangeboten | |
teilnehmen, doch wir helfen den Frauen auch, Ausbildungsplätze zu bekommen | |
und verweisen sie an diverse andere Fortbildungsangebote in Hamburg“, sagt | |
die Erziehungswissenschaftlerin. | |
Acarbaş, eine der dienstältesten Mitarbeiterinnen, findet, das Besondere am | |
Flaks sei der niedrigschwellige Ansatz. Die Frauen fühlten sich dort | |
unglaublich wohl. „Erst gestern sagte eine Frau zu mir, sie fühle sich hier | |
wie im Wohnzimmer und sie komme hierher, weil sie hungrig auf Kontakt mit | |
Menschen sei.“ | |
Die Teilnehmerin Saelim wohnt seit zehn Jahren in Deutschland und kommt | |
ursprünglich aus Thailand. Sie hat zwei Kinder und war bisher Hausfrau. Sie | |
träumt davon, im Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, doch bisher hatte sie keine | |
Chance dazu, denn ihr Deutsch war nicht gut genug. „Ich möchte gerne | |
arbeiten und ich muss arbeiten, denn mein Mann arbeitet derzeit alleine“, | |
sagt sie. Er unterstütze ihre Pläne. „Mein Mann hat mich heute Morgen | |
hierhergefahren.“ | |
Saelim hat viele Kompetenzen, die sie im Rahmen des Projektes ausarbeiten | |
wird. Ihr Traumberuf ist Altenpflegerin. Sie kann sich aber auch | |
vorstellen, später einmal in der Gastronomie tätig zu sein oder als | |
Verkäuferin. Aus diesem Grund macht Saelim in der hauseigenen Gastronomie | |
des Flaks ein kleines Praktikum. Dadurch kann sie erste Arbeitserfahrungen | |
sammeln. Nach wenigen Wochen im WiA-Projekt hat Saelim Gefallen an der | |
Gastronomie gefunden. Bald beginnt sie einen Berufsfreiwilligendienst im | |
Flaks-Frauencafé. Anschließend überlegt sie, eine Ausbildung in diesem | |
Bereich zu machen. „Ich liebe Musik und mein Hobby ist es zu kochen.“ | |
Die Mitarbeiterinnen im Flaks seien alle sehr nett, findet sie. „Es macht | |
viel Spaß hier“, sagt Chau Saelim, die Arbeit tue ihr „unglaublich gut“. | |
Ihre Freizeit verbringt sie gern mit ihren Kindern. Daher passt es ihr nun | |
sehr gut, vormittags zu arbeiten. | |
Saelim bekommt nebenbei Kurse wie den „Deutsch-Verfestigungskurs“. In den | |
Kursen lernt sie viele andere Frauen kennen und kann sich mit ihnen | |
austauschen. Es sind Frauen mit vielfältigen Träumen. Sie belegen Kurse wie | |
„Stark im Beruf“ oder die Schreibwerkstatt oder einen PC-Kurs. Den Kurs für | |
den ersten allgemeinbildenden Schulabschluss schließen 60 Prozent der | |
Frauen mit Erfolg ab. Vor Ort gibt es sogar eine Kinderbetreuung, damit | |
auch Mütter das Programm wahrnehmen können. | |
* Name geändert | |
8 Apr 2022 | |
## AUTOREN | |
Loma Aktan | |
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