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# taz.de -- momentaufnahmen: Wenn Selbsthilfeliteratur in die falschen Hände g…
Es gehört zu den Berliner Eigenheiten, Ausrangiertes auf dem Bürgersteig
abzuladen, in der Hoffnung, dass sich noch Abnehmer*innen finden für
die durchgelatschten Schuhe, das alte Ikea-Geschirr und den Toaster, der
zwar nicht mehr toastet, aber „mit etwas handwerklichem Geschick bestimmt
zu reparieren“ ist.
Trotzdem lohnt er sich, der beständige Blick in die Bananenkisten: Zwischen
Elektroschrott und Altkleidern wartet manchmal auch ein kleiner Schatz. Das
dachte sich auch der Junge in Prenzlauer Berg, der zum Ärger seiner
gehetzten Mutter ein Buch aus einer Kiste gezogen hat. Er wird im
lesefähigen Alter gewesen sein, jedenfalls verlangsamte er seinen Schritt,
um sich das Cover anzuschauen: knallblau, darauf ein Luftballon und eine
Wimpelkette.
Das Kinderbuch, das aber keins war, gefiel ihm nicht: Wenige Meter weiter
pfefferte er es auf die Straße und rannte los, um seine Mutter einzuholen.
Weiterhin zu haben ist also das Werk mit dem Titel: „Befreie dein inneres
Kind: Wie Sie sich selbst geben, was Ihnen Ihre Eltern nicht gaben.“
Für Selbsthilfe ist es nie zu spät, aber manchmal einfach noch zu früh.
Johanna Jürgens
2 Apr 2022
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Johanna Jürgens
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