| # taz.de -- nord🐾thema: „Es gibt keine Altersgrenze“ | |
| > Auch 90-Jährige lernen noch den Umgang mit Smartphone und Tablet, das ist | |
| > Christine Rißmanns Erfahrung. Die Bücherhallen-Mitarbeiterin schrieb mit | |
| > drei Co-Autorinnen einen Leitfaden für freiwillig Engagierte, die | |
| > Senior*innen dabei helfen wollen | |
| Interview Lenard Brar Manthey Rojas | |
| taz: Frau Rißmann, gibt es ein Alter, in dem es für Menschen zu spät ist, | |
| den Umgang mit Smartphone und Tablet zu lernen? | |
| Christine Rißmann: Nach meinen Erfahrungen in den Bücherhallen kann ich | |
| sagen: Nein. Wir haben über neunzigjährige Senior*innen in unseren | |
| Fortbildungsangeboten von „Silber & Smart“. Wenn diese Lust haben, das zu | |
| lernen, und es für sie einen Nutzen gibt, dann gibt es keine | |
| Altersbegrenzung nach oben. | |
| Warum sollten Senior*innen das lernen? | |
| Der größte Nutzen ist die Kommunikation mit Freunden und Familie, also zum | |
| Beispiel über Whatsapp mal ein Bild vom Enkel aus dem Urlaub zu empfangen | |
| oder ein Video-Telefonat mit der Tochter zu führen, ob sie nun in Spanien | |
| oder Hannover lebt. In der Regel wollen alle zuerst Whatsapp oder Signal | |
| lernen: Messengerdienste, mit denen sie Bilder und Texte ganz einfach | |
| verschicken können. | |
| Können Sie mehr Nützliches für Senior*innen nennen? | |
| Neben der Kommunikation mit Freunden sind Informationen ein wichtiger | |
| Punkt. Viele wollen sich über das Fernsehen hinaus informieren. In der | |
| Tagesschau heißt es oft: Mehr erfahren Sie auf „tagesschau.de“. Ältere | |
| Menschen sind davon meist ausgeschlossen. Viele erzählen uns, dass sie | |
| tiefergehende Informationen darüber haben möchten, was in der Welt | |
| passiert. | |
| Für ältere, immobile Menschen ist natürlich auch die Möglichkeit, Dinge zu | |
| bestellen wichtig. So dass sie Lebensmittel ordern können, ohne das Haus zu | |
| verlassen. Es geht aber auch um Bankgeschäfte oder um smartes Wohnen, also | |
| wie die Digitalisierung den Alltag erleichtern kann: sei es durch die | |
| Lichtsteuerung per App oder auch Sturz-Apps, die mit Hilfe von | |
| App-gekoppelten Sensoren Menschen für Hilfe kontaktiert, wenn etwa eine | |
| Person überdurchschnittlich lange das Badezimmer nicht verlässt. | |
| Wie kann man Älteren im digitalen Alltag helfen? | |
| Es ist notwendig, niedrigschwellige Angebote zu schaffen, möglichst | |
| kostenfrei und mit hohem Betreuungsschlüssel. Bei unseren „Silber & | |
| Smart“-Schulungen in den Bücherhallen betreuen unsere Ehrenamtlichen nur | |
| ein oder zwei Senior*innen. So ist gewährleistet, dass sie gut lernen | |
| können, bei größeren Gruppen ist das schwieriger. | |
| Sie sind eine der vier Autorinnen eines Leitfadens „Nie zu alt für Neues!“, | |
| den der Fachkreis „Besuchs- und Begleitdienste“ des Freiwilligen-Netzwerks | |
| „Aktivoli“ erstellt hat. Was soll der erreichen? | |
| Beim Thema „Digitalisierung und Senior*innen“ ist derzeit viel in | |
| Bewegung. Es gibt aber noch zu wenig Träger, vor allem nicht-kommerzielle | |
| Träger, die leicht erreichbare Angebote anbieten. Wir wollen andere Träger | |
| und Vereine wie Kirchengemeinden oder Seniorentreffs motivieren, sich | |
| diesem Thema auch zu widmen und Angebote zu schaffen. Der Leitfaden soll | |
| dabei eine Strukturierung erleichtern: Welches Personal brauche ich? Welche | |
| Technik? Wie kann man so was didaktisch aufbauen? Dafür bietet dieser | |
| Leitfaden eine Hilfestellung. | |
| Spüren Sie eine gewisse Verunsicherung bei Senior*innen im Umgang mit | |
| moderner Technologie? | |
| Ja. Viele trauen sich das nicht zu, etwa weil sie denken, sie machen | |
| irgendwas kaputt. Wir hatten schon Menschen, die Angst hatten, dass sie das | |
| Internet löschen. Wir versuchen, diese Ängste zu nehmen, indem wir zeigen, | |
| dass sie es erstens lernen können und zweitens auch nichts im Umgang mit | |
| dem Smartphone passieren kann. | |
| Ist es nicht auch wichtig, dass es weiter analoge Angebote gibt, weil | |
| manche Senior*innen die realen Menschen als Ansprechpartner brauchen? | |
| Etwa bei der Post oder in Sparkassenfilialen? | |
| Auf jeden Fall. Natürlich muss man es respektieren, wenn jemand sagt: Ich | |
| möchte diese Technik nicht mehr lernen. Trotzdem glaube ich, dass | |
| Digitalisierung ein Thema der Stunde ist. Schließlich wird sich dieser | |
| Prozess fortsetzen und es ist unsere gemeinsame Aufgabe, jede Generation | |
| abzuholen. | |
| Der Leitfaden „[1][Nie zu alt für Neues!]“ kann beim | |
| „Aktivoli“-Landesnetzwerk bestellt werden: Eifflerstraße 43, 22769 Hamburg | |
| oder [2][www.aktivoli.de] | |
| 19 Aug 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.aktivoli.de/wp-e8749-content/uploads/2022/05/AKTIVOLI-Planungsh… | |
| [2] https://www.aktivoli.de/ | |
| ## AUTOREN | |
| Lenard Brar Manthey Rojas | |
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