# taz.de -- Verbundenheit am Leib | |
> You‘ll never walk alone (2): Viele Sportler*innen im Norden zeigen | |
> angesichts des Ukraine-Kriegs Solidarität. Der THW Kiel hat seine | |
> Friedenstrikots versteigert. Mit den Spenden sollen Kinder aus der | |
> Ukraine unterstützt werden | |
Von Lenard Brar Manthey Rojas | |
Es sind aufwühlende Zeiten für Nikola Bilyk. Während der Profi-Handballer | |
mit seinem Verein, dem THW Kiel, um einen der zwei ersten Tabellenplätze | |
der Bundesliga spielt, die ein Ticket für die Champions League bedeuten, | |
beschäftigt ihn zugleich der russische Angriff auf die Ukraine. | |
Bilyk, der die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, hat auch Wurzeln | |
in der Ukraine. Eine Großmutter und ein Onkel leben in Donezk. Er sorgt | |
sich um seine Verwandten und Freund*innen. Zugleich muss er weiterhin | |
sportlich Höchstleistungen liefern: „Es ist natürlich schwierig, wenn man | |
weiß, dass sich ein größerer Teil der Familie dort befindet“, sagt der | |
Profi-Sportler der taz. Trotzdem müsse man sich auf seinen Job fokussieren, | |
auch wenn das momentan natürlich schwer sei: „Richtige Methoden gibt es | |
dafür nicht, zumindest nicht für mich. Man versucht einfach so gut wie | |
möglich mit dieser schweren Situation umzugehen.“ | |
Berührt zeigt sich Bilyk von den vielen solidarischen Aktionen weltweit. | |
Dazu zählen auch die Friedenstrikots, die getragen wurden, als sein Verein | |
die Berliner Füchse empfing. Für Bilyk war dies nicht bloß eine allgemeine | |
Solidarisierung mit einem angegriffenen Land, sondern eine Reaktion auf | |
einen Krieg, der ihn persönlich betrifft. Die Friedensgeste war ihm ein | |
Anliegen: „Das war ein sehr schönes Zeichen. Wir sind keine Politiker, aber | |
natürlich setzen wir uns mit diesem Thema auseinander und möchten den | |
Menschen, die sich gerade in einer sehr schweren Lage befinden, vermitteln, | |
dass sie nicht allein sind.“ | |
## Nicht nur eine symbolische Geste | |
Es war in der Tat ein außergewöhnliches Bild, das sich den | |
Zuschauer*innen bei dem Heimspiel bot: Die Gastgeber spielten zwar wie | |
üblich in Weiß, die Gäste jedoch in Blau-Gelb, den Nationalfarben der | |
Ukraine. Beide Teams verzichteten zudem auf Sponsorenwerbung, stattdessen | |
trugen sie das Peace-Zeichen und forderten mit Schriftzügen das Ende der | |
russischen Aggression. | |
Auf den Trikots des THW Kiel war „#GemeinsamFürFrieden“ zu lesen, bei den | |
Füchsen war es die Forderung „STOP WAR! #STANDWITHUKRAINE“. Auch die Fans | |
im Station hielten blau-gelbe Schilder hoch. Ein eindrucksvolles Bild der | |
Solidarität. „Es entstand relativ zügig die Idee, die große Bühne dieses | |
Spitzenspiels, das auch im Free-TV zu sehen war, für eine Aktion zu nutzen, | |
die möglichst viel Aufmerksamkeit erzielt“, erklärt Christian Robohm, | |
Pressesprecher des THW Kiel. | |
Bei dieser symbolischen Geste der Vereine blieb es allerdings nicht. Nach | |
dem Spiel startete eine Versteigerung der signierten Trikots, die bis zum | |
gestrigen Sonntag andauerte. Die Einnahmen gehen an die Kindernothilfe, um | |
geflüchtete Kinder aus der Ukraine zu unterstützen. Insgesamt seien bis zum | |
gestrigen Sonntag 15234,76 Euro geboten worden, dazu kommen rund 4.600 Euro | |
privater Spenden im Rahmen des Heimspiels, außerdem 3.000 Euro aus einer | |
T-Shirt-Variante des Trikots. „Die Spendenbereitschaft unserer Fans hat uns | |
überwältigt“, so Robohm. Die Resonanz sei überragend. | |
Am meisten Geld brachte dann auch das Trikot von Nikola Bilyk: Insgesamt | |
2.000 Euro wurden für sein Sport-Dress vom Spitzenspiel gezahlt. Diese | |
Trikot-Aktion zeigt, was Sport in Zeiten des Krieges zu leisten vermag, | |
oder, um es mit den Worten Nikola Bilyks zu sagen: ,,Sport steht für | |
Zusammenhalt.“ | |
21 Mar 2022 | |
## AUTOREN | |
Lenard Brar Manthey Rojas | |
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