# taz.de -- petition der woche: Nicht süß: Videos von Tierrettungen sind oft … | |
Ein Kätzchen steckt mit dem Kopf in einem verrosteten Ring, ein kleiner | |
Fuchs hängt in einem Netz fest und ein Welpe kauert vor einer Schlange – | |
und dann kommt ein Mensch und rettet die armen Tiere. Solche Videos gehen | |
in den sozialen Medien schnell viral. Eigentlich toll. Doch manchmal trügt | |
der erste Blick. Hinter den Rettungen verbirgt sich oft ein | |
Geschäftsmodell, das Tiere absichtlich in eine missliche Lage bringt, um | |
durch die inszenierte Rettung Geld zu machen. | |
Es ist nicht einfach, solche Fake-Tierrettungen zu erkennen, erklärt | |
Kseniia Sysoliatina, Astronomin und [1][Tierrechtsaktivistin] aus der | |
Ukraine, die in Heidelberg lebt. Gemeinsam mit anderen Aktivist:innen | |
weltweit hat sie [2][eine Petition gestartet], um die Aufmerksamkeit auf | |
dieses Problem bei Youtube zu lenken. | |
Sysoliatina hat sich früher auch gern Videos von süßen Tieren in sozialen | |
Medien angesehen. Bis sie merkte, dass die gleichen Tiere auf verschiedenen | |
Youtube-Channels gerettet wurden. Das machte sie stutzig und sie begann mit | |
anderen Aktivist:innen zu recherchieren. Ihr Ergebnis: Es gibt | |
[3][mehrere Tausend Accounts] auf Youtube, die Rettungsvideos hochladen, | |
mit denen etwas nicht zu stimmen scheint. | |
Beim genauen Hingucken merkt man beispielsweise bei einigen Videos, dass | |
das Auswählen der richtigen Kameraposition für besonders dramatische | |
Einstellungen wichtiger zu sein scheint, als das Tier so schnell wie | |
möglich aus der misslichen Lage zu befreien. Auf anderen Videos erkennt man | |
das Kätzchen, das gerade zitternd in einem verlassenen Gebäude „gefunden“ | |
wurde, wieder: Vor ein paar Tagen hat es für Zuchtfotos posiert. „Und dann | |
habe ich noch so einige Accounts gefunden, die Tierrettungen komplett | |
inszenieren“, sagt Sysoliatina. „Noch dazu machen sie das sehr | |
unprofessionell.“ Millionen Klicks sind ihnen dabei dennoch sicher. | |
Mit Youtube in Kontakt zu treten sei für sie und ihre Mitstreiter:innen | |
alles andere als einfach gewesen, erzählt Sysoliatina. Mittlerweile aber | |
hat der Konzern immerhin die eigenen Richtlinien erweitert: Videos, die | |
inszenierte Tierrettungen zeigen, sind seit dem letzten Jahr verboten. | |
Solche Uploads sollen gelöscht, ganze Accounts gesperrt werden: Der Channel | |
Rescue Animals, der im Fokus der Petition stand, wurde von der Plattform | |
genommen, auch besonders offensichtliche Fake-Videos wurden gelöscht. | |
Sysoliatina aber spricht von einem „mäßigen Erfolg“. Videos würden auf | |
Youtube trotzdem vielfach reproduziert, Kanäle wieder angestellt und neue | |
emotionale Tierrettungs-Clips gedreht. | |
Die Petition fordert daher die Zusammenarbeit von Youtube mit | |
Tierschutzexpert:innen, um Fake-Videos zu entlarven. | |
Neben der Tatsache, dass mit diesen Videos auf betrügerische Weise Geld | |
gemacht werde, verweist die Petition auf weitere Probleme: Die Videos | |
suggerierten, dass jeder einfach (Wild-)Tiere von der Straße retten könne, | |
die wie von Zauberhand wieder gesund und zu kuscheligen Haustieren würden. | |
Und außerdem schwinde durch die betrügerischen Videos das Vertrauen in | |
seriöse Tierretter:innen. Daher fordert die Petition eine Kennzeichnung von | |
seriösen Inhalten. Echter Tierschutz solle nicht durch Tierquälerei ersetzt | |
werden. Julia Weinzierler | |
29 Jan 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.facebook.com/internet.animals.monitoring/?ref=page_internal | |
[2] https://www.change.org/p/youtube-youtube-improve-your-animal-welfare-policy… | |
[3] https://ladyfreethinker.org/youtube-investigation-animal-abuse/ | |
## AUTOREN | |
Julia Weinzierler | |
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