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# taz.de -- das wird: „Heute ist der Schleier negativ besetzt“
> Die Komödie „Let’s talk about Sex, Fatma“ will mit Vorurteilen über
> Kopftuchträgerinnen aufräumen
Interview Paul Petsche
taz: Frau Khanaqa-Kükelhahn, kann eine Frau mit Kopftuch Spaß an Sex haben?
Saher Khanaqa-Kükelhahn: Ja, und wie.
Wird ihr das nicht zugetraut?
Ihr wird die Sexualität, die Weiblichkeit und die Leidenschaft
abgesprochen. Sie sei keine richtige Frau, sie sei ein Neutrum. Ein Objekt
der Unterdrückung, den rigiden islamischen Gesetzen unterworfen.
Aber ist da nicht auch etwas dran?
Es ist klar, dass man in Afghanistan nicht super viel über Sex reden kann.
Aber die Frauen dort haben ja auch eine Sexualität. Dass unter dem Gewand
ein Körper ist, mit all seinen Reizen, darüber wird nicht nachgedacht.
Zumindest nicht hier in Deutschland.
Haben Sie das selbst erlebt?
Als ich noch nicht lange in Deutschland war, habe ich mal einen Spruch über
Sex gemacht. Alle waren schockiert! „Wie kann eine Kurdin aus dem Irak, wo
Frauen unterdrückt werden, das Wort Sex aussprechen?“ Ich kenne Dozentinnen
an der Uni, die Kopftuch tragen und gefragt werden, ob sie Putzfrauen sind.
Dozentinnen mit Kopftuch können die Leute sich nicht vorstellen. Früher gab
es das Bild der geheimnisvollen, sinnlichen Orientalin aus
„Tausendundeiner Nacht“. Heute ist der Schleier negativ besetzt. Die
Putzfrau hat keine solchen Reize.
Was hat sich geändert?
Es gibt mehr Begegnungen. Damals haben nicht so viele Kurdinnen, Türkinnen
und Araberinnen in Europa gelebt. Es gab keine Migration, keine
Arbeitsabkommen.
Wollen Sie die sinnliche, erotische Orientalin zurückbringen?
Nein. Wir spielen mit dieser Figur, aber wir müssen sie nicht
zurückbringen, denn es gibt sie bereits, in jeder Frau. Im Rahmen meiner
Arbeit lerne ich viele Frauen intim kennen. Ich habe sie gebeten, mir Texte
zu schicken. Es sind bildbrechende, vorurteilsbrechende Texte, die zeigen,
dass auch eine Türkin mit Schleier die gleichen Gefühle, die gleichen
Schwierigkeiten hat wie eine Deutsche oder eine Französin.
Was muss geschehen, um die Vorurteile auszuräumen?
Mehr Begegnungen.
Wollen Sie am Ende ein neues Bild der Orientalin schaffen?
Nein. Diese inneren Bilder müssen uns nicht bestimmen. Wir wollen ja
authentische Texte von authentischen Figuren vortragen. Szenisch,
vielleicht ein wenig satirisch, aber auch schön.
18 Nov 2021
## AUTOREN
Paul Petsche
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