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# taz.de -- das wird: „Das Wort verschleiert nichts“
> Femizide bekommen zu wenig Aufmerksamkeit, sagt Katharina Ellinger
Interview Paul Petsche
taz: Frau Ellinger, was ist ein Femizid?
Katharina Ellinger: Die Tötung einer weiblichen Person durch einen Mann
aufgrund der Tatsache, dass sie eine Frau ist.
Bei vielen Partnerschaften kommt es eben auch mal zu Gewalt. Gibt es im
Verhältnis dazu nicht wenige Femizide?
Ich würde zwischen Gewalt und Femizid unterscheiden. Femizid ist die
Zuspitzung von Gewalt. Femizide kann man nicht mit Morden an Frauen
gleichsetzen. Dahinter steht eine heteronormative, patriarchale
Weltanschauung. Eine Frau darf zum Beispiel nicht selbstbestimmt leben,
darf sich nicht trennen.
Warum umgibt Femizide bei uns ein „blinder Fleck“?
Es fehlt eine Anerkennung des Begriffs von staatlicher Seite. Femizid ist
ein international etablierter Begriff. Er wird von der WHO und der UN
verwendet. In Deutschland gab es in der letzten Legislaturperiode immer
wieder Anträge dazu, aber die sind alle gescheitert. Andere europäische
Staaten sind da weiter. Dort gibt es mehr Forschung, mehr Statistiken. In
Deutschland ist das mau, da haben wir nur die Zahlen der Studie des
Bundeskriminalamts zur Gewalt in der Partnerschaft.
Reichen die nicht? Immerhin gibt das BKA Tötungen und Morde zwischen
Partner:innen und Ex-Partner:innen an.
Ein Femizid bezieht sich aber nicht grundsätzlich auf eine Partnerschaft.
Wenn in bewaffneten Konflikten speziell Frauen und Mädchen getötet werden,
kann das auch Femizid sein. Das ist natürlich in Deutschland sehr weit weg.
Aber auch ein Serientäter, der explizit Frauen tötet, oder ein Mord im
Zusammenhang mit einer Vergewaltigung kann darunter fallen.
Und darum brauchen wir dafür die Bezeichnung Femizid?
Auf den Begriff können Diskussionen und Aktivismus aufbauen. Dass er hier
noch nicht etabliert ist, führt zu einer falschen medialen Darstellung.
„Beziehungstat“, „Familiendrama“, das sind Fehldarstellungen. Es ist ke…
Tragödie, es ist ein Mord oder eine Tötung. Das Wort Femizid verschleiert
nichts, es macht die Fakten klar.
Haben Femizide etwas mit Berufstätigkeit zu tun?
Nein. Aber am 25. November ist der Internationale Tag gegen Gewalt an
Frauen. Wir finden es wichtig, das zu thematisieren. Der Begriff Femizid
ist nicht so bekannt, wie ich es mir erhoffen würde.
Worüber werden sie beim Clubabend denn sprechen?
Femizid ist ein sehr hartes, sensibles Thema. Es wird weniger um Aktivismus
gehen, und mehr darum, den Begriff und die Zahlen zu erklären. Es wird die
Möglichkeit für Fragen und einen offenen Austausch geben. Und man bekommt
einen ersten Eindruck vom Verein.Unsere Vortragabende sind immer
öffentlich. Es richtet sich nicht nur an Frauen, Femizide sind ein Thema,
das alle Geschlechter angeht. Hauptsache, es bleibt nicht weiter Tabuthema.
16 Nov 2021
## AUTOREN
Paul Petsche
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