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> Von der Theorie in die Praxis: Die Berliner Universitäten beraten | |
> Gründer:innen wissenschaftsbasierter Start-ups und fördern | |
> hochschulübergreifende Vernetzung | |
Von Cordula Rode | |
Mit rund 500 Firmengründungen im Jahr liegt Berlin samt Umland in Sachen | |
Start-ups unangefochten an der Spitze Deutschlands. Vergleichsweise | |
niedrige Lebenshaltungskosten und die hohe Lebensqualität dank regem | |
Szeneleben machen die Stadt gerade für junge und hochqualifizierte Menschen | |
attraktiv. Kreative Köpfe haben hier hervorragenden | |
Vernetzungsmöglichkeiten, das internationale Umfeld bietet optimale | |
Voraussetzungen für Gründer:innen. Mit seinen vier Universitäten ist Berlin | |
der perfekte Standort für Start-ups, die Wissenschaft wirtschaftlich | |
nutzbar machen. | |
Diese Big Four der Berliner Wissenschaftslandschaft gründeten bereits 2005 | |
erste eigene Start-up-Services. Um die Kooperation zwischen den | |
Universitäten optimal zu nutzen, entstand im vorigen Jahr die | |
Netzwerkstruktur Science & Startups. „Jedes Gründungszentrum bleibt dabei | |
selbstständig“, erklärt Christina Lüdtke, Leiterin der Geschäftsstelle. | |
„Wir bündeln die Erfahrungen und Ressourcen der Gründungszentren und bieten | |
gemeinsame Dienstleistungen für wissenschaftsbasierte Start-ups an.“ | |
Veranstaltungen, Workshops, Networking-Events und Start-up-Wettbewerbe | |
unterstützen die jungen Gründer:innen in nahezu allen Belangen. | |
Interessent:innen werden in den Förderzentren der Universitäten | |
beraten, können die Infrastruktur aller Universitäten und die Unterstützung | |
wissenschaftlicher Mentor:innen, Coaches und Mitgründer:innen nutzen. | |
„Im Erstgespräch ermitteln wir die genauen Bedarfe der | |
Interessent:innen und stellen ein individuelles Förderprogramm für sie | |
zusammen“, erläutert Steffen Terberl, der das Gründungszentrum „Profund | |
Innovation“ der Freien Universität Berlin leitet. Die Finanzierung des | |
geplanten Unternehmens steht dabei im Fokus: Programme wie das Berliner | |
Start-up Stipendium, das durch Mittel des Europäischen Sozialfonds (ESF) | |
sowie des Landes Berlin finanziert wird, und das Exist-Gründerstipendium | |
des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie bieten eine mögliche | |
finanzielle Basis. | |
„Wir begleiten den kompletten Prozess der Gründer:innen, vermitteln Coaches | |
und Mentor:innen, Rechtsanwält:innen oder PR-Service, beraten sie zur | |
Teilnahme an Wettbewerben und zeigen ihnen alle Möglichkeiten der | |
Vernetzung“, so Terberl. | |
Die Schwerpunkte der auf diese Weise geförderten Start-ups bilden die | |
Vielfalt aller Wissenschaften ab. Ein neues Schwerpunktprogramm von Science | |
& Startups zielt auf den Bereich Künstliche Intelligenz ab, ein anderes auf | |
die „Sustainable City“, die nachhaltige Stadt. Die optimale und | |
fakultätsübergreifende Vernetzung ermöglicht dabei interessante | |
Kombinationen. So vereint das Start-up Aureka Informatik und | |
Geisteswissenschaften und entwickelte ein Softwaretool für die | |
Erschließung, Verarbeitung und Analyse audiovisueller Medien. Das Team wird | |
von Profund Innovation an der FU Berlin betreut. | |
Paul Hock ist mit gerade erst 26 Jahren Geschäftsführer der „Green Fusion | |
GmbH“. „Die Unterstützung durch das Förderprogramm des Centre for | |
Entrepreneurship der TU Berlin hat uns den Start sehr erleichtert“, ist er | |
sich sicher. Das vierköpfige Gründungsteam entwickelt eine spezielle | |
Software zur Steuerung und Optimierung komplexer Energiesysteme für große | |
Gebäude bis hin zu ganzen Quartieren. „Zwei unserer Teammitglieder haben | |
sich damals in einem Forschungsprojekt der Industrie kennengelernt und | |
festgestellt, dass die bisherigen Lösungen unzureichend und nicht auf die | |
Bedürfnisse der Energiewende zugeschnitten sind“, erzählt der | |
Wirtschaftsingenieur. Er selbst ist über die Uni zum Gründungsteam | |
gestoßen. Das Stipendium Exist ermöglichte den Gründern den finanziellen | |
Start, das Förderprogramm der Technischen Universität half bei der | |
Beantragung, stellte Büroräume und Team-Coaching zur Verfügung: „Das war | |
extrem hilfreich“, so Hock. „Es war gar nicht so einfach, als Team | |
zusammenzufinden.“ Und auch die gute Vernetzung mit anderen Start-ups war | |
eine große Hilfe: „Wir hatten alle mit ähnlichen Problemen zu kämpfen – … | |
Erfahrungsaustausch war wirklich wichtig.“ Mittlerweile ist das Start-up in | |
die Räume von Science & Startups am neuen AI Campus in Berlin gezogen und | |
wird im Rahmen des AI Projekts weiter betreut. | |
28 Oct 2021 | |
## AUTOREN | |
Cordula Rode | |
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