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# taz.de -- die dritte meinung: Jeff Bezos und Captain Kirk leisten keinerlei B…
Captain Kirk war endlich im Weltall. Der 90 Jahre alte William Shatner flog
auf Einladung Jeff Bezos’ für wenige Minuten in die Atmosphäre. Es bereitet
Sorgen, dass Milliardäre unverhohlen von der Kolonisierung weiterer
Planeten sprechen. Jeff Bezos’ Raumfahrtunternehmen Blue Origin lässt
Privilegierte hoch hinausfliegen. Die Nachrichten überschlugen sich, weil
Shatner in der Weltraumsaga „Star Trek“ Captain Kirk war und der älteste
Mensch ist, der je im All schwebte.
Das irritiert. Nicht so sehr, weil Raumfahrttourismus dekadent ist, sondern
weil dieser Ausflug so bejubelt wird. Shatner rief vor dem Start in die
Kamera, wie großartig die Idee von Bezos sei, in der Nähe der Erde zu
leben. Er wolle unbedingt die Erde sehen, aber von einer Perspektive aus,
von der er sie noch nie gesehen hat: von oben. Auch würde er gerne wissen,
was notwendig sei, um die Erde zu retten. Wie genau das im All besser als
hier unten klappt, bleibt sein Geheimnis. Denn es ist möglich, von jeder
Landschaft ein Foto zu finden, das gilt insbesondere für die Erde selbst.
Den Zwang, es mit eigenen Augen zu sehen, während Milliarden von Menschen
vom Klimawandel bedroht sind, verstehe ich nicht. Auch die Idee von Bezos,
andere Planeten zu bevölkern, ist ziemlich umständlich – immerhin ist die
Erde ganz in der Nähe, unter unseren Füßen nämlich. Das Schöne daran ist,
dass auch Leute ohne einen Haufen Geld hier zu Hause sein können. Denn das
sagt Shatner natürlich nicht, aber es gehört zur Wahrheit: Wenn die Erde
dann nicht mehr bewohnbar ist und er längst tot, dann wird es sicherlich
weniger Tickets für Erde 2.0 als Menschen geben.
Ich sehe nicht ein, in den Lobgesang eines 90-Jährigen auf einen Milliardär
einzustimmen, weil dieser Raumfahrttourismus vorantreibt, anstatt einen
sinnvollen Beitrag zur Bewahrung des Planeten leisten. Ich will weder 90
werden noch jemals ins All. Aber ich würde gerne Kinder kriegen, ohne
abzuwägen, ob diese überhaupt noch einen Planeten zum Leben haben werden.
Denn das ist die Welt, die uns Männer wie Bezos und Shatner hinterlassen.
20 Oct 2021
## AUTOREN
Robert Saar
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