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# taz.de -- Metronom fahren zum Nulltarif
> Mit einer Guerilla-Aktion sorgen Klimaaktivist*innen beim
> Eisenbahnunternehmen für Verwirrung
Von Pascal Luh
Am Montagmorgen sorgte das Eisenbahnunternehmen Metronom in Niedersachsen,
Bremen und Hamburg für Aufruhr. An Fahrkartenautomaten in allen großen
Bahnhöfen, sowie in Metronom-Zügen tauchten professionell gestaltete
Aufkleber und Postkarten auf. Sie bewarben einen einwöchigen „Nulltarif“.
Dieser sollte im Rahmen der Aktionswoche „Freie Fahrt Voraus“ gelten. Dazu
wurde eine professionell gestaltete Webseite ins Leben gerufen, inklusive
Telefonhotline und falschem Impressum.
„Hinter der gesamten Kampagne steht nicht Metronom selbst, sondern ein
breites Bündnis der Klimagerechtigkeitsbewegung“, heißt es in einem
Bekennungsschreiben der Kampagne.
Metronom veröffentlichte ein Statementvideo zu der Aktion auf Social Media.
Björn Pamperin, Sprecher des Unternehmens, steht darin am Bahnhof und wirkt
aufgeräumt: „Heute morgen haben wir diese Flyer in unseren Zügen gefunden,
die dazu aufrufen, ohne Fahrkarte Metronom zu fahren.“ Dann lobt er die
Kampagne etwas sarkastisch: „Respekt liebe Aktivisten, das ist wirklich gut
gemacht und engagiert von euch“, und bietet dem Kampagnenteam prompt einen
Job an: „Ein Jahr lang, inklusive kostenloser Dienstfahrten natürlich“.
Dafür wäre die Stelle dann eben auch unbezahlt.
Was den Nulltarif angeht, fährt Pamperin eine harte Linie: „Sobald wir
genug Mitarbeiter gefunden haben, die kostenlos und ohne Gehalt für uns
arbeiten, denken wir auch über Nulltarif nach.“ Ohnehin seien sie die
falschen Adressat*innen für die Aktion: „Wir finanzieren nicht den
Nahtarif und wir bestimmen auch nicht die Ticketpreise“, sagt der Sprecher.
In einem Bekenner*innen-schreiben nimmt das Bündnis hinter der Kampagne
Stellung: Ihr Ziel sei es nicht gewesen, sich kostenlose Tickets zu
erschleichen, sondern „den politischen Diskurs über die Verkehrswende und
den damit zusammenhängenden dringend notwendigen Nulltarif anzuregen“. Nur
der sei ökologisch und sozial.
Die Ansage von Pamperin, Nulltarif ginge nur, wenn kein Gehalt mehr gezahlt
würde, winkt der Sprecher Daniel des Aktionsbündnisses als platt ab: „Es
ist nicht die Aufgabe des Metronom den Nulltarif zu finanzieren.“ Der könne
nur von Seiten des Bundes und als Teil einer neuen Mobilitätspolitik
umgesetzt werden. Dennoch sei Mobilität ein Grundrecht: „Im Sinne einer
Daseinsvorsorge sollte das allen Menschen zugänglich sein.“ Finanziert
werden könne das Ganze etwa über den Wegfall der 28 Milliarden Euro, mit
der jährlich Autos und Flüge subventioniert würden. Ticketeinnahmen lägen
beim ÖPNV im Jahr nur bei 13 Milliarden.
Im Grunde sind sich Kampagnen-Betreiber*innen und Metronom in ihren Zielen
nicht unähnlich: 2016 hatte die Bahngesellschaft selbst eine Aktion
gestartet, bei der fast 1.000 Teilnehmer*innen drei Tage gratis nach
Hamburg und zurück fahren konnten. „Wir haben ein gemeinsames Ziel“, sagt
Pamperin. „Wir wollen ja, dass die Menschen mit dem Zug fahren.“ Sie
könnten sich auch für kreative Lösungen begeistern. Nur gerne im Gespräch
und nicht per Guerilla.
1 Sep 2021
## AUTOREN
Pascal Luh
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