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# taz.de -- heute in bremen: „Das Lehrerzimmer ist weiß“
Interview Liz Mathy
taz: Frau Kamche, Thema der Talkrunde ist die Lebensrealität von Kindern
aus zugewanderten Familien in einer postmigrantischen Gesellschaft. Womit
sind sie konfrontiert?
Virginie Kamche: Das Grundproblem ist die Betroffenheit von Rassismus und
Diskriminierung. Obwohl die jungen Menschen meist hier geboren sind und
deutsch sprechen, haben sie immer noch die gleichen Probleme wie ihre
zugewanderten Eltern. Und genau da liegt das Problem.
Lässt sich in der Erfahrung dieser jungen Menschen eine Genderebene
beschreiben?
Ich kenne hierzu keine Statistik, aber in der Schule zum Beispiel werden
nach meinem Gefühl die Jungen mit Zuwanderungsgeschichte besonders häufig
als Störer sanktioniert. Die Mädchen spüren ebenfalls, ungerecht und
schlechter bewertet zu werden, jedoch oft ohne konkrete Anknüpfungspunkte
und Beweise hierfür zu haben. Hinter diesen Diskriminierungen steht
struktureller Rassismus. Man sagt, das Klassenzimmer ist bunt, aber das
Lehrerzimmer ist weiß. Das muss sich verändern! Gerade in Bremen werden
bereits einige Bemühungen unternommen, um dem entgegenzuwirken aber es ist
ein Prozess, der noch lange dauern wird.
Was muss sich noch verändern?
Der Umgang miteinander! Die Heranwachsenden müssen das Gefühl bekommen, so
respektiert und wertgeschätzt zu werden, wie sie sind. Zudem braucht es
mehr Politiker:innen und andere Fachleute mit Migrationshintergrund
bzw. Migrationsvordergrund. Denn es mangelt den jungen Menschen eigentlich
in allen Bereichen an Vorbildern. Sie müssen sehen, dass sie nicht am
Rande, sondern in der Mitte der Gesellschaft stehen. Eine Schlüsselfunktion
haben außerdem Bildungseinrichtungen. Diese müssen Rassismus viel mehr
thematisieren. Eine schlecht frequentierte „AG Rassismus“ ist da auf keinen
Fall genug. Was es braucht, ist zum Beispiel eine intensive Beschäftigung
mit dem (deutschen) Kolonialismus, die aktuell nicht stattfindet.
Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang Veranstaltungen wie die
Talkrunde heute Abend?
Sie schaffen Öffentlichkeit und sensibilisieren und das ist die
Voraussetzung dafür, dass wir etwas verändern können. Menschen haben sich
ihre Hautfarbe nicht ausgesucht. Es braucht Begegnungsräume, in denen wir
voneinander lernen und uns kennenlernen können!
14 Sep 2021
## AUTOREN
Liz Mathy
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