# taz.de -- heute in hamburg: „Die Übernahme ist unvermeidlich“ | |
Interview Carla Geiger | |
taz: Herr Kosiol, die katholische Kirche verhandelt mit einem evangelischen | |
Konsortium über eine Übernahme des Krankenhauses Groß-Sand. Was bedeutet | |
das für Sie? | |
Thomas Kosiol: Die Übernahme des Krankenhauses durch einen neuen Träger ist | |
unvermeidlich. Doch wir stehen noch immer am Anfang des Prozesses. Über das | |
zukünftige medizinische Konzept herrscht weiterhin Unklarheit. Ob es zu | |
einem Abbau der Chirurgie und der zentralen Notaufnahme kommen wird, ob wir | |
zu einem Medizinischen Versorgungszentrum oder Reha-Zentrum umgewandelt | |
werden und welche medizinischen Schwerpunkte das Krankenhaus in Zukunft | |
setzen wird, bleiben offene Fragen. Die Hängepartie hält also an. | |
Wie sähe für Sie im besten Fall die Zukunft des Krankenhauses aus? | |
Eine ideale Lösung für die Zukunft des Krankenhauses sichert in erster | |
Linie eine bedarfsgerechte Versorgung des Stadtteils Wilhelmsburg. Dafür | |
würde ich einen öffentlichen Träger bevorzugen. Aus meiner Sicht hat | |
Profitorientierung im Gesundheitswesen nichts zu suchen. Wir Beschäftigte | |
brauchen vor allem eine zeitnahe und transparente Lösung. Damit meine ich | |
eine konsequente Abwicklung der Übergabe und eine Klärung des medizinischen | |
Konzepts für die Zukunft. | |
Damit Sie als Mitarbeiter:innen Gewissheit erhalten? | |
Genau, der Prozess der Übergabe dauert schon lange an und ich wünsche mir | |
eine Perspektive. Und natürlich plädiere ich für eine allgemeine | |
Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege. Das bedeutet feste | |
Dienstzeiten, ein adäquates Gehalt und eine enge Zusammenarbeit zwischen | |
der Gewerkschaft und den neuen Träger:innen. Eine Bezahlung unserer Löhne | |
nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst wäre aus meiner Sicht | |
ideal. | |
Was sind Ihre Befürchtungen, falls keine annehmbare Lösung gefunden wird? | |
Meine schlimmsten Befürchtungen sind nach wie vor eine mögliche Schließung | |
des Hauses, was den Verlust meines Arbeitsplatzes bedeuten würde, oder die | |
Umwandlung des Hauses in ein Medizinisches Versorgungszentrum, also eine | |
Art Ärztezentrum ohne Betten. Eine bedarfsgerechte Versorgung in | |
Wilhelmsburg wäre dann aus meiner Perspektive nicht gesichert. | |
Das Erzbistum, die Gesundheitsbehörde und der Geschäftsführer von Groß-Sand | |
haben für die Diskussion abgesagt. Was erhoffen Sie sich dennoch von den | |
Gesprächen? | |
Ich wünsche mir einen gemeinsamen Dialog der Beteiligten. Es wurde bisher | |
viel über das Krankenhaus Groß-Sand gesprochen, über die Hängepartie, über | |
die Situation der Mitarbeiter:innen und das damit verbundene Leiden. | |
Das Gespräch heute Abend eröffnet uns die Möglichkeit als | |
Mitarbeiter:innen direkt gehört zu werden und auch unsere | |
Kolleg:innen zu hören. Ein Dialog aus dem Krankenhaus heraus quasi, in | |
dem nicht über uns gesprochen wird, sondern in dem wir miteinander | |
sprechen. | |
14 Sep 2021 | |
## AUTOREN | |
Carla Geiger | |
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