# taz.de -- Womöglich mehr Fälle von Kochsalz-Injektionen | |
> Die Polizei geht nach Zeugenhinweisen davon aus, dass von den Impfungen | |
> mit Kochsalzlösungen im Kreis Friesland mehr Menschen betroffen sind als | |
> zunächst angenommen | |
Nachdem eine Krankenschwester im Kreis Friesland Impfungen mit | |
Kochsalzlösungen vorgenommen haben soll, könnten nun weitaus mehr Menschen | |
davon betroffen sein als zunächst angenommen. | |
„Es geht um insgesamt 8.557 Menschen, die womöglich ganz oder teilweise | |
keinen Impfschutz erhalten haben, obwohl sie davon ausgehen“, sagte | |
Frieslands Landrat Sven Ambrosy (SPD) bei einer Pressekonferenz am Dienstag | |
in Jever. Die möglicherweise fehlenden Impfungen sollen schnellstmöglich | |
nachgeholt werden. „Wir müssen den Schaden von diesen Menschen abwenden, | |
auch wenn wir nicht wissen, wie viele Menschen wirklich betroffen sind“, | |
sagte Ambrosy. | |
Nach polizeilichen Ermittlungen müsse davon ausgegangen werden, dass die | |
Beschuldigte in dem Zeitraum von 5. März bis 20. April bei insgesamt 9.673 | |
Impfungen auch noch weiteren Menschen Kochsalz-Lösungen verabreicht habe | |
statt der gewünschten Impfstoffe, sagte der Landrat. Demnach war die | |
Krankenschwester, die um die 40 Jahre alt sein soll, damit betraut, die | |
Spritzen mit den Impfungen vorzubereiten. Betroffen seien vor allem Gruppen | |
der Priorität zwei und Menschen über 70 Jahre. | |
Ende April war bekannt geworden, dass eine Mitarbeiterin eines Impfzentrums | |
bei Schortens eingeräumt hat, sechs Spritzen statt mit dem | |
Biontech-Impfstoff mit Kochsalzlösung gefüllt zu haben. Ihr soll zuvor beim | |
Anmischen ein Fläschchen mit dem Vakzin heruntergefallen sein, was sie | |
anschließend vertuschen wollte. Danach wurde der Impfschutz von mehr als | |
100 Menschen, die an diesem Tag geimpft wurden, zunächst mit | |
Antikörpertests überprüft. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln seitdem | |
in dem Fall. | |
Wie der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion | |
Wilhelmshaven/Friesland, Peter Beer, bei der Pressekonferenz sagte, habe es | |
bei Zeugenvernehmungen von Mitte bis Ende Juni konkrete Hinweise auf | |
weitere Fälle gegeben. Details nannte Beer nicht. Auch über das mögliche | |
Motiv machte die Polizei keine weiteren Angaben. | |
Bislang gehen die Ermittler von einer Vertuschungstat aus. Beer bestätigte | |
aber Berichte, wonach die Beschuldigte vor dem 21. April in einem sozialen | |
Netzwerk Beiträge teilte, in denen Corona-Maßnahmen der Regierung | |
kritisiert wurden. Zudem habe die Frau über einen Chat „corona-kritische | |
Informationen“ verteilt, sagte Beer. „Das ist aber alles, was wir bisher im | |
Rahmen der Ermittlungen festgestellt haben.“ Die Frau schweigt laut Polizei | |
zu dem Geschehen. (dpa) | |
11 Aug 2021 | |
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