# taz.de -- heute in bremen: „Wir haben nichts blockiert“ | |
Interview Pia Tönnissen | |
taz: Frau Achelwilm, hoffen Sie noch auf Rot-Rot-Grün im Bund? | |
Doris Achelwilm: Wir als Linke kämpfen für solidarische Mehrheiten und | |
einen gesellschaftlichen Wandel, der die großen Fragen ökologisch und | |
sozial angeht. Wir favorisieren als Regierungskoalition ein | |
Mitte-Links-Bündnis aus SPD, Grünen und einer starken Linken. | |
Die Linke ist aber laut den Grünen „außenpolitisch nicht regierungsfähig�… | |
die SPD hofft lieber auf Rot-Grün. Was sagen sie dazu? | |
Wir haben uns zu dem neuen Afghanistan-Mandat aus guten Gründen enthalten. | |
Wir haben nichts blockiert, sondern kritisiert, was die Bundesregierung die | |
letzten Jahre und Wochen außenpolitisch als Teil der Nato-Mission in | |
Afghanistan falsch gemacht hat. Wir haben uns immer für die Evakuierung von | |
Gefährdeten eingesetzt – zu einem Zeitpunkt, als die Regierung sich dazu | |
öffentlich noch überhaupt nicht bewegte. Wir wünschen uns eine ehrlichere | |
Debatte statt Wahlkampfgefechte, die von politischen Wahrheiten ablenken. | |
Von welchen politischen Wahrheiten? | |
Dass die Nato-Mission gescheitert ist und es eine gründliche Aufarbeitung | |
sowie Konsequenzen für die Zukunft braucht. Wir haben schon zu Zeiten von | |
Rot-Grün vor dieser Außenpolitik gewarnt, gegen gefährliche Illusionen der | |
GroKo argumentiert und werden jetzt in eine falsche Ecke gestellt, weil es | |
für die Verantwortlichen am einfachsten ist. | |
Sie möchten das Land „gerechter“ gestalten. Wie soll das gehen? | |
Wir befinden uns in einer Situation, in der sich mehrere Krisen überlagern | |
und verstärken: Klimawandel, Coronapandemie und eine | |
Verteilungsungerechtigkeit, die während der letzten Monate noch zugenommen | |
hat. Diese Situation zu lösen, erfordert massive Investitionen und einen | |
politischen Kurswechsel zugunsten besserer Perspektiven für alle. | |
Wie möchten Sie das umsetzen? | |
Die Linke hat ein Umverteilungskonzept vorgelegt, das nötige Milliarden in | |
die öffentlichen Kassen schafft. Damit entlasten wir Menschen mit kleinen | |
und mittleren Einkommen bis 6.500 Euro brutto und wollen Hyperreiche | |
angemessen in die Pflicht nehmen. Nur so ist Zukunftspolitik für alle zu | |
finanzieren. | |
Sind die Ziele denn realistisch? | |
Ja. Wenn die Mehrheit das will und unterstützt, sind sie umsetzbar. | |
Welches Problem sollte in Bremen als erstes angegangen werden? | |
Bremen benötigt ausreichend Geld. Wir haben hervorragende Bedingungen, um | |
aus Weichenstellungen für regenerative Energien das Beste zu machen, wir | |
brauchen Umverteilung gegen soziale Spaltung. Und dafür bessere | |
Rahmenbedingungen durch den Bund. | |
31 Aug 2021 | |
## AUTOREN | |
Pia Tönnissen | |
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