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# taz.de -- Strahlkraft durch Profi-Basketball
> Spielgeld (12)Im strukturschwachen Itzehoe ist ein
> Basketball-Zweitligateam eine Herausforderung. Die Stadt springt den
> „Eagles“ bei
Von Christian Görtzen
Manche Städte sind bei Zwischenstopps eine Freude: Da gibt es schmucke
Gässchen zu entdecken, verzierte Fassaden, urige Cafés – eine lebendige
Innenstadt. Itzehoe im Südwesten Schleswig-Holsteins fällt nicht in diese
Kategorie. Seit Jahren plagt die Stadt der Leerstand. Viele, zu viele
Schaufenster sind von innen staubig und von außen schmutzig, weil schon
lange nichts mehr über den Ladentisch geht.
Und doch: Trotz der schwierigen Ausgangslage in einer strukturschwachen
Region ist im Leistungssport, der auf Sponsoring von Unternehmen angewiesen
ist, ganz Erstaunliches gewachsen. Die Männer der Itzehoe Eagles sind in
die Pro A, die zweithöchste deutsche Spielklasse im Basketball,
aufgestiegen – als erstes schleswig-holsteinisches Team überhaupt. „Für
Itzehoe ist das etwas ganz Besonderes. Wir kommen ein Stück weit auf die
Landkarte“, sagte Bürgermeister Andreas Koeppen (SPD). In der
drittklassigen Pro B waren die „Adler“ im Norden unterwegs, in der Pro A
werden sie es bundesweit sein.
Mit der Horizonterweiterung verändert sich für den 2015 gegründeten Verein
auch der Einsatz des „Spielgeldes“: „Pro A ist ein wahnsinniger Schritt,
aber wir wollen ihn jetzt machen. In der Pro B betrug der Etat 200.000
Euro, in der Pro A werden es 500.000 Euro sein“, sagte der Vorsitzende
Volker Hambrock. Die Aufstockung sei notwendig. „Wir haben uns gesagt:
‚Wenn wir nicht einen Etat aufgestellt bekommen, mit dem wir die Saison
überleben, brauchen wir erst gar nicht anzutreten.‘“
Schon im Sommer 2020 wären sie aufstiegsberechtigt gewesen, verzichteten
aber. „Vor einem Jahr war wegen Corona die Ungewissheit riesig, so ganz
ohne Zuschauer“, sagt Hambrock. Die Ausgleichszahlungen hätten zwar die
Löcher etwas gestopft, und die Sponsoren hätten sehr geholfen, „aber für
unseren Verein sind die Einnahmen aus dem Verkauf von Eintrittskarten und
dem Catering ein wichtiger Baustein. Das sind 30 bis 35 Prozent des Etats,
60 bis 65 Prozent kommen durch die Sponsoren.“ Deren Rückmeldung nach dem
Aufstieg seien „sehr positiv“ gewesen, sehr viele hätten ihr Engagement
verstärkt.
Das Klinkenputzen war aber nur ein Aufgabenfeld. Die Anforderungen der 2.
Basketball-Bundesliga an eine Spielstätte machten einen Umzug notwendig. Da
die Mindestkapazität von 1.500 Zuschauern in der bislang genutzten
Lehmwohlhalle in Itzehoe nicht erreicht werden kann, mussten die Eagles
einen Ersatzstandort suchen. Sie fanden ihn 23 Kilometer von Itzehoe
entfernt, in Brokdorf, das sich von der Gewerbesteuer des Atomkraftwerks
eine im Verhältnis zum lokalen Sportgeschehen üppige Sporthalle geleistet
hat. „Die Mietkosten für die Halle sind gering, das sind nicht mehr als
1.000 Euro pro Spiel“, sagte Hambrock.
Der von der Liga geforderte Infrastruktur-Standard in der Halle wird durch
den Einsatz der 100.000 Euro gewährleistet, die der Verein von der Stadt
Itzehoe nach dem Aufstieg als Unterstützung erhalten hatte. „Die Liga
verlangt Standkörbe und keine, die von der Decke abgesenkt werden. Zudem
brauchten wir ein Scoreboard und statt einer sechs Meter langen Werbebande
eine 18 Meter lange LED-Bande. Das zusammen kostete etwa 80.000 Euro“,
sagte Hambrock. Froh ist er darüber, dass sich die Steigerung der
Personalkosten für den stark veränderten Kader von Chefcoach Pat Elzie in
Grenzen hält.
Bleibt die Frage, wie stark Itzehoe vom sportlichen Aufschwung des Vereins
profitieren wird. „Ich glaube, dass die Eagles eine gewaltige Strahlkraft
für Itzehoe haben, sonst hätte sich die Stadt nicht so engagiert“, sagt
Hambrock. Dies bestätigte Bürgermeister Koeppen. „Die Strahlkraft ist ganz
erheblich. Der Verein zeigt, was mit vielen Helfern und Zusammenhalt
möglich ist, und er bringt mit Aktionen wie Streetball die Menschen in die
Innenstadt.“ Die Itzehoe Eagles als Aushängeschild einer Stadt, die zu
kämpfen hat. Wie groß die Werbewirkung schon ist, lässt sich auch daran
ablesen, dass Itzehoe den Bau einer Multifunktionshalle plant.
30 Aug 2021
## AUTOREN
Christian Görtzen
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